jannemann hat geschrieben:Die Neiddebatte ist seit jahren vortrefflicher Anlass für Skandale in aller Welt..doch statt Neid würde ich es eher Gerechtigkeitsdebatte nennen.
Nicht umsonst springt die Presse so auf das Thema an.
Den Reflex "die sind ja nur neidisch", kann man höchstens dazu benutzen um eine Diskussion im Keim abzuwürgen.
AB hat sicherleich wichtigere Probleme als diese Bonusprogramme, da gebe ich Dir Recht.
Vorab - ich wollte Dir nicht unterstellen, hier eine Neiddebatte zu führen. Das bezog sich mehr auf Quantität und Qualität der allgemeinen Berichterstattung.
Allerdings kann ich es mir doch nicht verkneifen - und bitte nimm das nicht persönlich, denn so ist es nicht gemeint - dass für viele gesellschaftliche Themen heute "soziale Gerechtigkeit" nicht viel mehr ist als der politisch korrekte Terminus für Neid.
Ohne das hier zu weit Off-Topic schieben zu wollen (was ich vermutlich trotzdem gerade mache

) - genau zu dem Thema habe ich mir auf Empfehlung gerade das Buch "Warum die Deutschen? Warum die Juden?" von Götz Aly geholt. Ich habs zwar noch nicht angefangen, aber der Klappentext zeigt zumindest schonmal grob, wo die Reise hingeht:
Warum die Juden? Warum die Deutschen? Diese beiden Fragen harren seit 1945 einer Antwort. Götz Aly gelangt in seinem neuen Buch zu verstörenden Einsichten. Er beschreibt Fortschrittsscheu, Bildungsmangel und Freiheitsangst so vieler christlicher Deutscher während des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dagegen begeisterten sich die deutschen Juden für das Stadtleben, für höhere Bildung; sie wussten die Chancen der Moderne zu nutzen. Die trägen Nicht-Juden sahen ihnen mit Neid und Missgunst hinterher. Aus Schwäche erwuchsen zuerst Sehnsucht nach kollektiver Stärke, dann Rassendünkel und am Ende mörderischer Antisemitismus. Götz Aly ermöglicht es, den Holocaust als Teil der deutschen Geschichte zu verstehen.
Ob seine Einsichten schlüssig sind, kann ich noch nicht sagen - der Empfehler hat es mir aber versichert.
Aber wie gesagt - bitte nicht als Angriff verstehen, denn es ist nur als Denkansatz gedacht.
BTT:
jannemann hat geschrieben:Der Schaden für die Airline ist nicht in Geld zu bemessen, sondern im Ansehen in der Bevölkerung, deren Übergrosse Mehrheit nun mal nicht auf den Bonuslisten stehen, die aber jeden Tag durch ihren Ticketkauf dafür sorgen, dass AB überhaupt noch existiert.
Es geht um 98 % ehrlich arbeitende Leute die für die Previlegien der übrigen 2 % malochen müssen, mehr nicht.
Das könnte ich ja noch nachvollziehen, wenn es hier um eine staatliche Einrichtung handeln würde. Tut es aber nicht. AB ist ein privates Unternehmen. Das grundsätzlich in seinem unternehmerischen Handeln frei ist.
Andere Unternehmen bezahlen sog. Promis einen Haufen Geld in bar, damit diese sich für ihre Produkte hergeben. Ist das auch unmoralisch? Wird damit nicht genauso das Geld derer verschleudert, die mit dem "ehrlichen Kauf" des Produkts den Erfolg überhaupt erst ermöglichen?
Randnotiz - dass Du den vermeintlich Privilegierten im Nebensatz quasi pauschal unterstellst, ihr Geld nicht ehrlich zu verdienen, finde ich dann schon wieder etwas bedenklich.
jannemann hat geschrieben:Ob man bei AB bucht, nur weil man BumsBums-Boris in Hinterkopf hat, glaube ich übrigens eher weniger.
Wenn er offen als Werbefigur auftreten würde - doch, das glaube ich schon (auch wenn ich es persönlich schwer nachvollziehen kann). Warum sonst würden so viele Unternehmen mit Prominenten werben?
Ob AB's Methode, die Promis mit Gratisflügen zur häufigen Nutzung der Airline zu bewegen und so zu Markenbotschaftern zu machen, tatsächlich aufgeht, darf man wohl bezweifeln. Insofern finde ich es ja auch richtig, dass das Programm eingestampft wird. Für skandalös halte ich es aber trotzdem nicht.