Cruise hat geschrieben:MAD hat geschrieben:Tja, die damalige Airline Vielfalt hatte schon etwas. Zumal es auch öfter nette Überraschungen gab, sowohl als Frachter oder für die Werft. Leider, leider wird es immer eintöniger.
Sorry da wage ich zu widersprechen. ...
Diesem Widerspruch schließe ich mich voll und ganz an!
Die 90'er habe ich zwar nur als stiller gelegentlicher Beobachter mitgemacht, aber davor sah es ja ähnlich aus:
Türkei-Urlauberflüge gab es noch nicht. Lediglich THY kam als s.g. "Gastarbeiterflüge" (immer am Freitag Abend) mit 727, DC9 und DC10. Dummerweise zu einer Uhrzeit, wo es auch im Sommer schon fast dunkel war. In diese Dunkelphase gesellten sich dann auch Danair mit Comet und 1-11 (später 727) sowie ab und zu Air Malta mit 720.
Dafür hatten wir recht viele Spanien-Charter (Neben Hapag-Lloyd, Condor und manchmal LTU(LTE) bzw. SAT und später Aerolloyd kamen TAE mit Coronado, Caravelle und DC8, Spantax mit Coronado, DC8 und später DC10, Transeuropa mit Caravelle und Aviaco mit DC9). Das hört sich erstmal ganz gut an, aber aufgrund der eher überschaubaren Flottengrößen hatte man schnell das Gefühl, dass sich doch alles wiederholt. Neuzugänge aus diesem Potenzial waren schnell eher die Ausnahme.
Andere Charterflieger gab es natürlich auch, aber das Angebot war sehr mager. Mir fallen gelegentliche Besuche von Bavaria-Germanair (wurde dann aber bald von Hapag-Lloyd geschluckt) Itavia (DC9), Balkan (Tu134/154), Tunisair (737/727), Inex Adria (DC9) Arkia (707 oder war es 720?) sowie ACI und EAS (Caravelle) ein. Highlights waren dann alle paar Wochen mal Transinternational (später Transamerica) mit DC8 und 747. "Regmäßig" etwas neues gab es selten und die Durststrecken mit purem Standartkram oder gar keinen Flugbewegungen waren laaaaang...
Wir hatten auch täglich Vierstrahler! Der Frühflug nach FRA (ich glaube es war ein Nightstopper) wurde Werktags mit 707 durchgeführt. Meist war es immer die selbe... Hansa und JAL flogen im Wechsel täglich via ANC nach Tokio (zzgl je 1-2 Frachtkurse pro Woche). Hört sich auch erstmal gut an, aber spannender als heute unsere beiden emirates-Kurse war das auch nicht.
Blieben da noch die normalen Linienverbindungen:
Aeroflot bot 2x Moskau (TU154) und einmal Leningrad (TU134)
pro Woche! Heute finden die Flüge täglich statt. Swissair kam mit DC9 am frühen Morgen (oder war es Nightstop?) mit DC9. Dto Alitalia. Zeiten wo es noch dunkel war oder man in der Schule verweilen musste/sollte... Alitalia kommt zwar nicht mehr auf Linie, aber Swiss beglückt uns heute doch deutlich häufiger.
AF mit Caravelle, BA mit Trident (man freute sich schon fast über eine 737) sowie KLM, Finnair und SAS mit DC9 waren - gefühlt - ähnlich häufig vertreten wie heute.
Bzgl. der "Nebenstrecken" sah es - unter dem Strich betrachtet - auch nicht rosiger aus als heute. Im Gegenteil. Da hatten wir NLM (F-27), DLT (Shorts, später HS748 für LH), Holstenflug (FH227) und vielleicht noch ein oder zwei mehr. (Heute beglücken uns regelmäßig Skyworks, Luxair, Intersky, Air Baltic, Brussels, BMI, CSA, LOT etc...).
Airlines bzw. die dazugehörigen Strecken wie Austrian, Air Berlin (zwar nur Masse statt Klasse), Vueling (entsprechend Iberia), United, Emirates, Aer Lingus, Hamburg Airways etc. - die heute das tägliche Bild prägen - gab es damals nicht oder wenn nur phasenweise.
Tja und unsere liebe Hansa... Die kam mit 737, 727 und A300/310 (Kleinbusse gab es damals noch nicht). Aber alleine schon aufgrund der deutlich geringeren Taktungen nach FRA, MUC und DUS roch die Luft zwar wesentlich intensiver aber deutlich seltener nach Kerosin.
Damals hab es auch noch die s.g. "Seebäderdienste", die überwiegend von Hadag Air (ja, die mit den Hafenfähren!) mit DHC6 durchgeführt wurden. Das Abgebot von Air Hamburg und Syltair nebst den Gelegenheitsgästen dürfte heutzutage aber weitaus mehr bieten.
Die gelegentlichen Frachtflüge to/ex Hamburg dürften auch nur augenscheinlich damals "besser" gewesen sein als heute. Zwar kamen zuweilen Leckerbisssen wie Fred Ohlsen Electra oder ABC Vanguard. Aber heutzutage haben wir ja auch immer mal wieder ein paar Antinovs, letztens eine TU 204, Jumbos nach Afghanistan etc.. Und in Summe dürften das weitaus mehr Flugbewegungen sein als damals!
Was es auch damals praktisch gar nicht gab, waren die - heute durchaus nicht seltenen - Sonderbemalungen. Es gab keine Retro-Flieger und keine Flugzeuge die als Fremdwerbeträger fungierten. Keine!
Wären da noch die LHT und Finki...
Bei der LHT standen damals nicht die VIP-Flieger im Vordergrund. Aber die Liegezeiten von den 737/727/707 und A300 für einen D-Check waren auch nicht soooo kurz. Bis ein Kundenflugzeug (ich reinnere mich noch an Saudia, Maersk, Iran Air, Iraqi, Royal Nepal, Syrian, Nigeria AW...) dann mal wieder abflog vergingen auch mehrere Wochen. Ordentlich was los war allerdings zu der Zeit, als Lufthansa ihre 737-100 in Richtung PeopleExpress und FAT abgab. Das hat den Zähler an Flugbewegungen in dieser Sparte natürlich mächtig aufgehübscht.
Hingegen waren Lowapproaches aus Finki die absolute Ausnahme. Heute haben wir sie meist mehrmals täglich!
App. Finki (@Cruise deutete es ja schon an): Man konnte dort damals durchaus mal 2-4 Tage am Stück auf dem Deich verbringen, ohne eine einzige Flugbewegung zu sehen. Mit Glück wurde während der endlosen Stunden zwischen kackenden Schafen mal ein A300 aus der Halle geholt. Dann galt es 300mm plus Telekonverter aufzuschrauben und eine Notaufnahme zu machen. Transall, Nora und Superguppy gab es zwar öfter in Bewegung als einen Airbus (A300/310), aber auch diesbezüglich konnte man nur hoffen und beten dass sich überhaupt etwas tut. Während heute in Finki eigentlich Wochentags immer irgendwas geht, war das damals die krasse Ausnahme und insofern waren die Besuche überwiegend schwer frustrierend. Heute reden wir von Lichtverschwendung, wenn sich in Finki bei Sonne drei oder vier Stunden lang nichts bewegt. Damals waren es nicht Stunden, sondern Tage!
War nun damals wirklich alles besser? Meiner Ansicht nach definitiv NICHT! Und wenn alles so geblieben wäre wie damals, hätte ich mit dem ganzen Kram auch gewiss nicht wieder angefangen. Der heutige Informationsfluss hinsichtlich besonderer Movements nimmt zwar einiges an Spannung und relativiert die Freude über besondere Flieger. Aber man weiß wenigstens dass das warten (manchmal) auch einen Sinn hat.