Nun war ich schon so oft und auch an recht viel unterschiedlichen Orten im Südosten Asiens. Der Süden Vietnams war dabei aber für mich stets ein weißer Fleck auf der Landkarte. Mein bis dato einziger direkter Kontakt mit Vietnam fand 1998 im Norden des Landes statt. Ich bereiste damals ganz auf eigene Faust mit einem Faltboot die Halong Bay im Golf von Tonking mit ihren über 3000 Inseln. In Hanoi und Haiphong fand ich eine unglaubliche Zahl an Fahrradfahrern vor, die mich veranlassten ein Kapitel in meinem damaligen Tagebuch mit der Überschrift: „Wahnsinn auf Speichen“ zu versehen. Vom – auch schon damals – wesentlich fortschrittlicheren Süden hatte ich nur eine sehr vage Vorstellung.
Daran sollte sich nun endlich etwas ändern. Von Phnom Penh aus machte ich mich auf dem Landweg auf in Richtung Osten. Das Visum für Vietnam gab es völlig problemlos zu kaufen. 45 US$ musste ich dafür berappen; gegenüber mehr als doppelt soviel wenn ich das in Deutschland erledigt hätte. Ich gab meinen Pass am Samstag Vormittag in der Botschaft ab und hatte das Visum am folgenden Montag (ebenfalls vormittags) auf der vorletzten Seite kleben. Wartezeit während beider besuche: 0 Minuten!
Selbstverständlich liebäugelte ich für die Passage nach Saigon (ich nenne die Stadt der Einfachheit halber mal so; obwohl Saigon ja nur der alte Name und heute ein Teil von Ho Chi Minh City ist) mit einer ATR der Cambodia Angkor Air zurückzulegen. Dabei wäre eine neue Airline in meiner Flugstatistik auf jeden Fall und eine neue Safetycard in der Sammlung vielleicht drin gewesen. Mich schreckte allerdings der aufgerufene Preis von 220 US$ (zzgl. der Flughafengebühren von noch mal 25 US$) ein „wenig“ ab. Hätte ich doch bei dieser Variante zumindest knapp 4 Stunden von „Haus zu Haus“ benötigt. Ich entschied mich dann für die „etwas“ billigere Lösung und kaufte mir ein Busticket für 10 US$. Von „Haus zu Haus“ kostete mich das dann allerdings rund fünfeinhalb Stunden (inkl. Fähre und der Grenzabfertigung etc.). Die Ersparnis ergab einen gnadenlos guten Stundenlohn - fand ich...
Und außerdem sieht man ja bei so einer Reise über Land auch einiges mehr...
Für meinen Aufenthalt im Süden Vietnams stand die ganze Spotterei wirklich nur an untergeordneter Stelle. Neben der Stadt Saigon war mir vor allem ein Ausflug ins Mekong Delta wichtig. Würden ein paar Flugzeugbilder bei der ganzen Aktion abfallen – um so besser. Aber wenn sich da nichts ergeben hätte, wäre es auch nicht tragisch gewesen. Na ja doch; etwas traurig wär ich wohl gewesen...
Ho Chi Minh City / Saigon - Ton So Nat (SGN)
Wie gesagt, der Name „Saigon“ lässt sich einfacher in die Tasten tippen als „Ho Chi Minh City“. Und außerdem wollen wir ja auch dem Onkel Ho nicht posthum über Gebühr Ehre zuteil werden lassen...
Der Flughafen Ton So Nat liegt nördlich des Stadtzentrums und ist natürlich durchaus von historischer Bedeutung. Von ihm flüchteten beispielsweise die letzten US-Besatzer und ihre Helfer am Ende des „Vietnam-Krieges“. Dass mit diesem „Kriegsende“ die eigentliche Tragödie in der Region erst beginnen sollte, war damals für viele schon absehbar. Kolossaler Dilettantismus der – ich würde sagen es waren Verbrecher - Kennedy, Nixon und Kissinger war im wesentlichen ausschlaggebend dafür. Wahrhaben wollte es die westliche Welt aber nie. Damals nicht und noch nicht einmal heute...
Aber wie auch immer, Ton So Nat ist heute ein überwiegend zivil genutzter internationaler Airport. Er verfügt über zwei Parallelbahnen (25 R/L bzw. 07L/R), wobei für Landungen praktisch ausschließlich die Nordbahn (25R bzw. 07L) und für Starts genauso ausschließlich die Südbahn (25L bzw. 07R) genutzt werden. Während meines Aufenthaltes gab es binnen drei Tagen nur eine einzige Ausnahme (dummerweise das Highlight; eine Viet-AF An26).
Fotografieren lässt sich in den Wintermonaten am besten von morgens bis zum frühen Nachmittag und das im Anflug (oder als abfliegender Passagier durch die Scheibe im Terminal).
Das in der einschlägigen Fachliteratur genannte
Cafe Tuong Da (Adresse: 4 Quang Trung) ist m. E. als Standort nicht besonders gut geeignet. Es hat dort zwar ein wunderschönes Ambiente und sehr nettes Personal; nur leider ist der Winkel unerträglich steil und es sind nur Anflugaufnahmen schräg von hinten möglich. Mit extrem großen Brennweiten und bei meist grausamen flimmern können (somit eigentlich nur am frühen Morgen) Lineup-Schüsse gemacht werden.
Ein paar Fotopositionen direkt auf der Strasse mag es geben (sofern man tatsächlich irgendwo zwischen Stromkabeln eine Lücke findet); allerdings haben die gleich zwei riesige Nachteile: Zum einen hört und sieht man die anfliegenden Flugzeuge erst im allerletzten Augenblick und zum anderen kriegt man schon nach wenigen Augenblicken einen mittelschweren Dachschaden. Und das nicht nur wegen der zuweilen stechenden Sonne! Denn in Saigon hupt man. Und Frau auch. Zumindest wenn man im Besitz eines Motorbikes ist und das wiederum ist so ziemlich jeder in Saigon. Daraus ergibt sich, dass quasi keine Sekunde vergeht, in der nicht irgendjemand in unmittelbarer Nähe hupt.
Wer sich das tatsächlich über einige Stunden antun will, sollte sich schon einmal einen Platz in einer Nervenklinik reservieren.
Auf der Suche nach Alternativen fand ich das
Van Lang Cafe (Adresse: 1 Quang Trung) direkt auf dem Dach eines Supermarktes. Man gelangt über eine Eisentreppe rechts neben der Parkgarageneinfahrt (also auf der Seite zur Nguyen Oanh) hinauf. Geöffnet hat es ab 8 Uhr morgens, die meisten Gäste kommen aber erst nach Einbruch der Dunkelheit zur Livemusik und Tanz. Man ist also weitgehend ungestört und kann sich einen Sitzplatz mit freier Sicht auf den Anflugsektor aussuchen. Zum fotografieren bewegt man sich dann am besten zum Spülbecken in der nordöstlichsten Ecke des Dachgartens. Aber wer erst mal überhaupt da hingefunden hat, wird schnell merken wo er was machen kann.
Ein Tipp noch: Die Jungs und Mädels des Personals sind extrem schüchtern (aber überaus freundlich) und wissen so gar nichts mit unserem treiben anzufangen. Wenn wir uns dann – der besseren Sicht wegen – in die pralle Sonne setzen, denken sie u.U. das wir Spaß daran hätten uns rösten zu lassen. Schließlich haben sie uns ja zuvor mit Sicherheit ein schattiges Plätzchen im überdachten bereich angeboten, welches wir dankend abgelehnt haben.
Um nun nicht total geröstet zu werden (und ggf. auch um klarzustellen, dass es mit unserem Geisteszustand doch nicht so schlimm steht), frage man einfach nach einem Sonnenschirm. Die Von Lang-Crew kümmert sich schleunigst darum. Garantiert!
Der Blickwinkel vom Cafe Van Lang ist nicht optimal (leider), aber zumindest Stand November 2011 bestmöglich. Ideal wäre wohl das Dach des etwas weiter zurückliegenden Big-C. Also auf der südlichen Seite der chaotischen „Kreiselkreuzung“. Einen Zugang habe ich da nicht gefunden, was allerdings auch daran gelegen hat, dass man sein Handgepäck schon am Eingang des Supermarktes abgeben muss. Selbst wenn es mir gelungen wäre mich da irgendwie hoch zu schmuggeln, wäre ich dann ohne Knipse dagestanden. Allerdings: es scheint, als ob man gerade dabei ist, dort oben ein Dachgartenrestaurant zu bauen. Aktivitäten die darauf hin deuten, meinte ich beobachten zu können...
Am späteren Nachmittag bzw. Abend gibt es ein weiteres Cafe mit Dachterrasse, von wo aus man gut knipsen kann: es ist das Cat Canh Cafe (Adresse: 249 Quang Trung). Gutes Licht hat es aber eigentlich nur in den Sommermonaten. In den Wintermonaten ist schon „Licht aus“ bevor die Sonne rum ist.
Gleiches gilt auch für die Position – auf der Übersichtskarte mit „B“ gekennzeichnet - beim ausrollen (hab ich aber nicht ausprobiert); Von Mai bis September werden von dort aus mit großen Brennweiten zuweilen Bilder gemacht.
Sollte die Flugrichtung ausnahmsweise nicht 25 sein... dann sieht es wohl insgesamt nicht besonders gut aus. Schätz ich zumindest. Aber mit etwas Pfadfindergeist findet sich bestimmt auch irgend ein Plätzchen im Getümmel. Nur hab ich mich darum gar nicht gekümmert und möchte deswegen auch keine unzuverlässigen Hinweise geben. Fakt ist aber, dass selbst bei ziemlichem Rückenwind die 25 beibehalten wurde.
Und nun noch ein paar allgemeine Sachen:
Der Traffic:
SGN hat – gefühlt – zu Tageslichtzeiten etwas weniger Flugbewegungen als Hamburg (aber natürlich viel viel mehr Widebodies) . Es kommt also durchaus zu längeren Phasen (kann schon mal eine halbe Stunde sein), in denen sich rein gar nichts tut. In der übrigen Zeit ist das Bild natürlich von den beiden „Platzhirschen“ Vietnam Airlines und Jetstar geprägt. Allerdings wiederholt sich das ganze Gedöns an Singleaisles schon recht bald und so sind es hinsichtlich der einheimischen Flieger dann wieder die Widebodies, die für Abwechslung sorgen. Um ein paar Zahlen zu nennen: Während 3 Vormittagen im Anflug sind mir 20 VN- Singleaisles, 9 ATRs sowie je 8 verschiedene 777 bzw. A330 ins Netz gegangen. Dazu dann die gesamte Flotte der Jetstar (pacific) sowie Kleingeflügel von Mekong und VASCO.
Was die internationalen Gäste angeht, hat man überwiegend den Standartkram, mit dem man in HKG, BKK, MNL (und wohl auch in SIN und KUL) haufenweise zugeschmissen wird. Ein paar illustre Gäste waren – fand ich – trotzdem noch dabei.
Fotografieren:
Nach meinem Empfinden und allem was ich so mitbekommen habe: Fotografieren ist im Dunstkreis des Airports kein Problem. Sich aufpumpende Sicherheitsleute oder gar Polizei macht einem das Leben absolut nicht schwer. Sowas finde ich überaus angenehm! Sowieso sind die Vietnamesen ein sehr angenehmes Völkchen und haben sich offensichtlich nicht all zu viel Schwachsinn von ihren ehemaligen Besatzern abgeschaut. Schon gar nicht die Frechheiten, die sich diese angebliche Demokratie westlich des Atlantiks gegenüber Gästen aus dem Ausland derzeit erlaubt. Aber das ist ein anderes Thema...
Anreise:
Davon ausgehend, dass der geneigte Spotter wohl irgendwo im Zentrum der Stadt zu nächtigen gedenkt, hat er mit den Stadtbussen perfekten Zugang zu den benannten Locations im Anflug.
Man muss sich also nicht mit einem Taxi kutschieren lassen (die sind auch nicht schneller) und schon gar nicht eine lebensgefährliche Fahrt mit einem Moped-Taxi unternehmen. Für 4000 VND (umgerechnet ca 14 Cent) gelangt man mit der Linie 18 vom ZOB (gegenüber des Cho Ben Thanh Markt) bis direkt zum Van Lang Cafes. Die Busse fahren alle paar Minuten; Fahrzeit je nach Verkehrslage ca. 30 Minuten.
Aber jetzt endlich Flugzeuge...
... erst mal Jetstar in allen Varianten:
Wenn die Sonne nicht wirklich perfekt mitspielt, bleiben einem bei der aktuellen Lacke der Vietnam Airlines nicht selten nur mehr Silhouetten zum knipsen...
Auch wenn der Anstrich von Air Mekong ansonsten nicht gerade zu Freudensprüngen Anlass gibt: Das Kennzeichen ist vorbildlich und absolut Idiotensicher angebracht! Da sollte sich die Hansa mit ihrer Eurowings mal ein Beispiel dran nehmen...
Den gab es natürlich auch noch...
Und mit dem Retro-Flieger der Vielnam Airlines hat man es sich recht leicht gemacht: Man hat ihn einfach gar nicht erst umgepinselt...
Sodann die internationalen Gäste. Am häufigsten sind natürlich die üblichen Verdächtigen...
Zwischendurch dann auch mal ein Drehflügler der jenseits aller akzeptablen Lichtverhältnisse südlich vorbei knatterte. Ich hab trotzdem mal drauf gehalten...
Aber wirklich tragisch fand ich die Tatsache, dass die An26 der Viet-Air Force als einziges Flugzeug auf der Südbahn reinkam. Quasi direkt über mein schütteres Haar donnerte. Ein Erinnerungsfoto musste trotzdem sein, wer weiß schon wie lange es so was überhaupt noch gibt...
Über diese KAL 737 hab ich mich ganz besonders gefreut. Nicht nur, weil ich diesen täglichen Flug an den Tagen zuvor verpasst hatte oder weil es meine erste KAL 737 war; nein, vor allem weil so ein Flugzeug an den größeren Airports der Region so was wie eine Rarität ist. Denn wenn KAL selbst irgendwo hin fliegt, dann tun die das meist mit wesentlich größerem Gerät.
Mir war die popelige 737 wesentlich lieber als ein A380 – und als eine 747 oder 777 sowieso...
Hier haben wir es wohl mit einer der letzten Airlines zu tun, die das „Single-Aisle-Angebot“ von Boeing noch richtig lieb haben. Liegt es vielleicht an gewissen preislichen Zugeständnissen die man aus Seatle in Richtung Indonesien (dem Staat mit weltweit den meisten Muslimen!) macht??? Ein Schelm, wer böses dabei denkt...
Gemessen an den insgesamt georderten Flugzeugen in diesem Marktsegment ist Boeing ja bekanntlich völlig weg vom Fenster. Allerdings – das muss man fairer Weise zugeben – erscheinen mir Orders und Optionen aus Indonesien weitaus ernsthafter und realistischer, als jene Bestellungen aus – beispielsweise - Indien. Immerhin hebt sich der Lebensstandart der gesamten Indonesischen Bevölkerung beachtlich (ähnlich wie in China). Während sich die Inder mit ihrer unsäglichen Bürokratie und dem menschenverachtenden Kastenwesen noch auf Jahre selbst im Wege stehen werden.
Da bleibt dann einfach mal abzuwarten, ob eine Megaorder von IndiGo (Airbus) tatsächlich mehr wert ist als die jüngste Großbestellung vom indonesischen Löwen bei Boeing.
Aber wie auch immer; Lion Air legt anscheinend – im wahrsten Sinne des Wortes – großen Wert drauf dem Beobachter mitzuteilen, dass sie mit Boeing 737-900ER fliegen (und nicht etwa mit der 200’er Version).
Vielleicht sollte Airbus auch mal einen guten Mann abstellen, der in Indonesien etwas die Kauffreudigkeit ankurbelt! So mit einem Koffer voller „Werbegeschenke“ aus Europa...
Vom öffentlich zugänglichen bereich des Terminals geht praktisch nichts. Hier nur mal ein Beispiel:
Abschließend noch ein paar verspielte Bilder von der Abendseite als Versuch zu retten, was irgendwie noch zu retten ist...
