Qantas

Allgemeine Themen rund um die Luftfahrt, z.B. Historisches, Zukunftsperspektiven, Spekulationen etc - nicht nur auf HAM & XFW bezogen

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matthiasairbus
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Qantas

Beitrag von matthiasairbus »

Ich habe dieses Thema bewusst mal angestossen, auch mit dem Wunsch das sich villeicht lange verstummte Mitglieder mal wieder melden....
Qantas, gilt soweit ich mich erinnere immer noch als die weltweit älteste sichere Airline ohne Totalverlust, Richtig??
Ok, das ist die eine Seite, wenn man aber zurückblickt, so häufen sich nach meiner Meinung aber die Zwischenfälle bei Qantas, ist das ein subjektives Empfinden oder wie seht Ihr das? Wird hier jeder Zwischenfall, der bei anderen Airlines genauso passiert von den Medien aufgegriffen und ausgeschlachtet?
Nennen will ich hier die 744 mit der Explosion und anschliessender Notlandung, dann hatte ein A330 ein ernstes Problem im Reiseflug, diverse Triebwerksprobleme an den 744 die zur Umkehr führten, Druckabfall bei 734, Triebwerksexplosion bei der A380 und ich glaube schon wieder eine Umkehr nach BKK infolge Triebwerksproblemen an der 744, das sind einige Vorfälle der letzten 2 Jahre...
Was ist los bei Qantas, ist es übertriebenes Medieninteresse, gibt es ein Qualitäts Problem, können wir das überhaupt beurteilen oder ist es eben nur die ünglückliche Verkettung von Zufällen???
Villeicht kann hier mal wieder eine sachliche Diskussion entstehen die das Forum wieder belebt und die Runde der Schreibenden vergrößert...!
Matthias
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Taliesin
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Re: Qantas

Beitrag von Taliesin »

matthiasairbus hat geschrieben:Was ist los bei Qantas, ist es übertriebenes Medieninteresse, gibt es ein Qualitäts Problem, können wir das überhaupt beurteilen oder ist es eben nur die ünglückliche Verkettung von Zufällen???
Ich denke es ist ein bisschen von allem. Bei der A330, die in der Nähe Perth diesen Zwischenfall hatte spielte soweit ich weiss eine Vereisung der Alphasensoren eine Rolle und wie wir ja alle wissen war das Triebwerksproblem der A380 vor allem ein Problem von Rolls Royce.
Dazu kommt aber, dass die australischen Medien gerne auf Qantas rumhacken und jeden Mist an die große Glocke hängen.
Ich denke, dass Qantas es sich bei Enthusiasten und Experten ein bisschen verscherzt hat, seitdem sie die in Bangkok verunglückte 747 trotz Totalschaden wieder repariert haben, nur um in dieser blöden Statistik oben mitzuspielen. Seitdem denkt sich jeder, der die Statistik sieht "Achja, Qantas.. na, die gehören eigentlich irgendwo ins Mittelfeld.."

Ich denke es ist schwer einzuschätzen, wie sicher Qantas wirklich ist im Vergleich zu Lufthansa, SIA oder ähnlichen Carriern. Fakt ist aber, dass auch so Unfälle wie der Triebwerksschaden an der 747 immer wieder vorkommen können, auch wenn das Triebwerk in verschiedenen Versionen schon 40 Jahre fliegt und von "Kinderkrankheiten" keine Rede mehr sein kann. Es kann immer Ermüdungsbrüche geben, die sich durch Materialfehler oder Beschädigung schneller entwickeln als man es erwartet, Qantas hat halt das Pech, dass sie dafür direkt öffentlich ausgepeitscht werden..
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Harlie
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Re: Qantas

Beitrag von Harlie »

Da ich kein Insider bin, bleibt mir als Quelle nur Wikipedia.
Dort finden sich, neben den bekannten finanziellen Problemen, die möglicherweise Ergebnis der Übernahmebemühungen sind, diese Hinweise auf Unruhe im Unternehmen:
Seit November 2006 versucht Airline Partners Australia unter Führung der australischen Investmentbank Macquarie Bank und unter Beteiligung amerikanischer und kanadischer Investoren u.a. TPG Capital, Qantas Airways zu übernehmen
und
Aufgrund einer Reihe glimpflich verlaufener Zwischenfälle 2008 ordnete die australische Flugsicherheitsbehörde eine umfassende Überprüfung der Qantas Airline an und stellte ernsthafte Mängel bei den Wartungsabläufen fest.
Das sieht nach 'kaputtsparen' aus. Kein guter Kurs für ein an sich renommiertes Unternehmen.
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Re: Qantas

Beitrag von MD-80.net »

Auch eine Boeing 717 der QantasLink wurde sehr aufwändig nach einem Landeunfall repariert. Der Schaden war so groß (Rumpf war sichtbar verzogen), dass normalerweise ein Abschreiben sinnvoller gewesen wäre. Auch hier wurde u.a. genannt, dass man weiterhin keinen Totalverlust verzeichnen wollte und das Flugzeuge wurde wieder repariert.

Gruss
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matthiasairbus
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Re: Qantas

Beitrag von matthiasairbus »

Das mit der weissen Weste ist so eine Sache, klar das auch QF bemüht ist diese zu behalten, das hat die wesentlich jüngere EMIRATES in 2009 mit der A345 die in MEL den Tailstrike hingelegt hatte nicht anders gehalten, reparieren um jeden Preis
und sie fliegt wie eh und je.
Danke für die Meinungen bisher und Danke das es bei sachlichen Beiträgen (wenn auch leider sehr wenigen) geblieben ist.
Villeicht gibt es ja noch paar Beiträge mehr oder jemand hat ein neues Thema was sich diskutieren lässt. Wie gesagt, meine Idee ist es das Forum ein bischen aufzuwecken.. :top:
Matthias
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Re: Qantas

Beitrag von MD-80.net »

Meiner Ansicht nach haben Qantas sich in den vielleicht letzten zehn Jahren schrittweise immer stärkeren Veränderungen unterwerfen müssen, die nicht ohne Spuren geblieben sind. Dazu kommt ein enormer Kostendruck, gleichzeitig wird massiver Druck auf Zubringer und Fremdunternehmen ausgeübt, die dann im Auftrag von Qantas als QantasLink unterwegs sind. Gleichzeitig soll weiterhin ein tadelloser Qantas-Betrieb umgesetzt werden. Die Unzufriedenheit bei Mitarbeitern stieg, die Moral sank, die Konkurrenz wurde stärker. Als Druckmittel werden marktwirtschaftlich-kapitalistische Instrumente verwendet, die nicht immer im Interesse einer guten Mitarbeiterstimmung waren und sind. Ich habe zu wenig Kenntnis über den australischen Luftverkehrsmarkt, aber die Veränderungen waren und sind enorm. Qantas haben meiner Ansicht nach über Jahre hinweg eher ein Reaktionsverhalten gezeigt und hätten nicht reagiert, wenn es nicht neue Konkurrenz gegeben hätte. In einigen Fällen entledigte man sich Konkurrenz durch Übernahmen (Impulse Airlines), in anderen Fällen versuchte man schlicht durch Anbieten von erheblich mehr Kapazität einen Markt unter Druck zu setzen. Mir ist nicht bekannt, ob Wartungsarbeiten auch teilweise ausgelagert wurden. Sollte dies so sein, dann bedeutet dies nicht zwangsläufig eine Verschlechterung, aber eine geringere Eigenkontrolle. Aktuell versuchen Qantas im Westen Australiens massiv auszubauen – wieder durch ein Fremdunternehmen (Network Aviation) und wohl bald mit Fokker 100, die zu sehr niedrigen Kostenstrukturen das Produkt „Qantas“ anbieten sollen. Gleichzeitig wird Cobham Aviation Services Australia indirekt wie direkt durch Ausüben von Druck eine Fortsetzung des Betriebs von elf Boeing 717 bis 2017 nur in Aussicht gestellt, wenn die Konditionen der Qantas passen. Dies mag zwar unternehmerisch sehr sinnvoll sein, erhöht aber nicht unbedingt die Stimmung bei den Mitarbeitern, die weitere Auslagerungen befürchten und/oder zu Konditionen arbeiten, die für australische Verhältnisse unterdurchschnittlich sind. Eine wie auch immer geartete Häufung von Zwischenfällen kann (muss nicht) ein Hinweis auf interne Probleme eines Unternehmens sein. Unzufriedene Mitarbeiter, Mitarbeiter mit Angst vor Jobverlust etc. arbeiten anders als Mitarbeiter, die spüren, dass ihr Arbeitgeber auch in ihrem Interesse agiert und dadurch Höchstleistungen erhält. Es ist einerseits sehr weise, das Image einer Fluggesellschaft ohne Totalverlust zu pflegen, aber dazu gehört ein ganzer Cocktail an Anstrengungen und auch ein Mitarbeiterstab mit sehr hoher Motivation. Die mehrheitlichen Entwicklungen (abgesehen von A380-Einführung) spielen eher auf Kostenreduktionen ab, die Mitarbeiter betreffen.

Ein Qualitätsprodukt wie Qantas kostet Geld und überall soll Geld gespart werden. Weiterhin soll aber dieses Produkt gepflegt werden und hier kann es dann Probleme geben, wenn Unternehmensentscheidungen gegen die bisherige Philosophie von Qantas spricht.

Auch bezweifle ich, ob die „Sicherheit von Qantas“ wirklich eines der stärksten Werbeelemente von Qantas sein sollte. Ein reibungsloser Flugbetrieb wird auch von einer anderen normalen Liniengesellschaft erwartet und die Kunden werden tendenziell weiterhin und vermehrt über den Preis ihre Buchungen tätigen.

Qantas konnten bis in die 1990er hinein faktisch sich ihren Markt in Australien als Duopol mit Ansett teilen. Das Flugpreisniveau sollte im Interesse der Airlines gestaltet sein, Konkurrenz wurde sofort erstickt (man denke an Compass Airlines). Da wurden zuerst keine Bodenabfertigung angeboten, kein Terminalplatz usw..

Als Virgin Blue und Impulse Airlines endlich Alternativen schafften, quakten Ansett herum, kämpften aber schon damals mit verheerender Berichterstattung wegen unsachgemäß gewarteter Boeing 767 und dadurch resultierenden starken Behinderungen im Flugbetrieb. Die einzige für mich sichtbare Reaktion von Qantas war es, der Virgin Blue mit ihren 737 und Impulse mit ihren 717 durch Aufstockung von 737 auf 767 und niedrigeren Flugpreisen den Markt zu verderben, damit nach Wegfall der Konkurrenz sofort der Preis wieder nach oben und die Kapazitäten wieder reduziert werden würden...

Wie geschrieben habe ich sehr wenig Fokus auf diesen Markt und Kenntnis, aber ich glaube, dass ein Cocktail von Entwicklungen zu einer Häufung geführt haben könnte. Erschwerend kommt hinzu, dass traditionell jeder Zwischenfall nach einem schweren Zwischenfall stärker im Fokus der Medien steht. Im Grunde Qantas mit sehr ähnlichen Problemen durch die Entwicklungen zu kämpfen, wie auch andere Unternehmen in freien Märkten und diese fallen zumindest mehrheitlich nicht durch zu viele Zwischenfälle auf.

Just my two cents ;-)
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Re: Qantas

Beitrag von MD-80.net »

Ach so, im Zusammenhang mit der Entwicklung mit den Fokker 100 und Boeing 717 mit Qantas-Logo, habe ich vor einigen Wochen eine Seite eingerichtet:

http://www.md-80.com/mcdonnell-douglas- ... slink-717/" target="_blank

Gruss
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Re: Qantas

Beitrag von Zak »

Bei netAirspace hatten wir auch gerade eine Diskussion um Qantas, und ich hab da mal eine rein spekulative Vermutung in die Runde geschmissen:

Es hat ja schon den Anschein, dass Qantas öfters Triebwerksprobleme hat. Und ich erinnere mich, dass nach dem A380-Zwischenfall die Empfehlung von Rolls-Royce kam, die Trent-900 Triebwerke nicht auf 100% Leistung zu fahren, was Qantas abgelehnt hat, da dies auf ihren Transpazifik-Routen nicht möglich sei.

Kann es sein, dass Qantas aufgrund der geographischen Charakteristik ihrer Routen die Triebwerke auf der Langstrecke im Schnitt einfach mehr beansprucht als andere Airlines?

Anders gesprochen - ist der Anteil der Routen, die die Flugzeuge und insb. Triebwerke an ihre Leistungsgrenze bringen, bei Qantas vielleicht höher als bei anderen Airlines? Und wird dadurch die Fehler- und Ausfallwahrscheinlichkeit beeinflusst?

Wie gesagt - ein rein spekulativer Gedanke, ich hab da weder besondere Ahnung noch belastbares Zahlenmaterial. Ist nur ein Diskussionsansatz.
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Re: Qantas

Beitrag von LH 726 »

Moin,

Als ich letztes Jahr in Australien war, habe ich folgendes Buch durch Zufall gefunden:

http://www.randomhouse.com.au/Books/Def ... 1741668919

ich kann euch das Buch sehr empfehlen...
Und wenn ihr die ersten 3 Seiten des Buches gelesen habt, besteht dieses denken: "Qantas sicherste Airline" NICHT mehr...
Bevor gleich wieder kritisiert wird, dass es ja nur ein Autor geschrieben hat, der vll. einfach etwas gegen QF hat, ist das zwar richtig, aber das Öl (was im Buch beschrieben wird) in der APU, was als unangenehmen Geruch in der Kabine wahrgenommen wird, habe ich auf meinen Flügen SYD-MEL-SYD selbst gerochen...
Auch der Zwischenfall der B747 in BKK, welcher über die Landebahn hinaus geschlittert ist, ist ganz klar auf die Führung von QF zurückzuführen, da die Piloten z.b. kein Reverse Thrust benutzen durften... Auch wurden sie angehalten, die Klappen nicht voll auszufahren... aus wohl offensichtlichen Gründen!

So muss ich ach sagen, dass mich diese ganzen Zwischenfälle nicht wundern und man eher Angst haben muss das irgendwann mal etwas schlimmes passiert!
Wenn ihr sonst noch fragen zum Buch habt könnt ihr mich gern anschreiben... :)
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Re: Qantas

Beitrag von martin192 »

Meine Rede seit Jahren!
Qantas fuhr (oder: fährt) seit einigen Jahren die Taktik der Berliner S-Bahn: Sparen um jeden Preis! Nicht nur die Berichte der Australischen Gewerkschaften deuten in diese Richtung (O.K., die sind insofern nicht neutral, weil sie sich vehement gegen die Auslagerung von Wartungsarbeiten in andere Länder stemmen, also sich im Krieg mit der Geschäftsführung befinden), sondern auch die Untersuchungsberichte nach diversen Beinahe-Unfällen in den letzten Jahren.
[Zum Suchen hier im Forum: Auch unter Quantas schauen].

Gruß Martin

P.S.: Es waren allerdings immer nur "Beinahe Katastrophen". Offiziell laut Statistik sind sie eine der sichersten Airlines weltweit. Ob die wohl genauso lernresistent sind wie die S-Bahn Berlin?
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