Für die halbstündige Abflugverspätung aufgrund der Enteiserei konnte Ryanair nix. Andere Anbieter hatten mit dem selben Problem zu kämpfen. Aber immerhin waren es keine zwei Stunden wie noch am Vortag. Hamburg entließ unseren nur mit gut 40 Paxen belegten Flug bei klarem, frostigen Himmel. Während des Sonnenaufgangs sinnierte ich so vor mich hin, wie lange es wohl diese Verbindung geben wird. Ein so leeres Flugzeug bei einem Schleuderpreis von rund 5 bis 8 € wirft durchaus gewisse Fragen auf...

EI-ENS at International Airspace
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Die Ansage des Piloten empfand ich dann kurze Zeit später als durchaus etwas irritierend. Der Bengel teilte uns Passagieren nämlich mit, dass das Wetter in Brüssel ähnlich wie in Hamburg sei (ja, das sagte er in deutscher Sprache wortwörtlich so): fast wolkenlos bei Temperaturen um den Gefrierpunkt bla bla bla... Kruzifix! Sonne in Brüssel?!? Na da muss ich mein Tagesprogramm vielleicht doch noch etwas den Gegebenheiten anpassen. Vielleicht zwacke ich dem Museumsbesuch 2-3 Stunden ab und begebe mich sofort nach der Landung in den Anflug?!? Es rappelte in meinem Kopf und anstatt noch ein halbes Stündchen zu dösen formulierte ich an einem straffen Zeitplan...
Im Anflug auf Brüssel wurde ich dann aber doch in die Realität zurückgeholt, spätestens als wir in eine geschlossene Wolkendecke eintauchten und kurz darauf auf der 27L aufsetzten. Na wenigstens hat der Kumpel da vorne in der Kanzel den Flugplatz gefunden! Und dass was sich da sogleich auf den Kabinenfenstern ablagerte, war nix anderes als leichter Nieselregen. Tolle Wurst...
Der Nieselregen entpuppte sich auf dem (Fuß-)Weg zum Terminal als ekeliger Sprühregen. Insofern brauchte ich eigentlich nur die „Reset-Taste“ drücken und den schon versenkten ursprünglichen Plan erneut aufzurufen: Entspannt schlenderte ich zum Ausgang, die Rolltreppe eine Etage tiefer zum Busterminal und am Automaten für 7,50 € ein 24h-Ticket ziehen. Dann noch einen Zigarillo filtern und mit dem nächsten Bus ab nach Downtown!
Ein Hinweis für Nachahmer: Lasst den Schwachsinn mit dem Schnellzug. Die Dinger sind teuer und fahren eher selten. Das 24h Ticket beinhaltet neben dem Airportbus alle Innenstadt-Busse, die Tram und die Metro. Aber Obacht! Die Busse der Außenbezirke (so zum Beispiel wenn man in den 27-Anflug oder zum „Transit-Knast“ will) werden von anderen Firmen betrieben und können mit dem Ticket nicht genutzt werden. Zudem gibt es das 24h-Ticket nur am Automaten (und nicht beim Busfahrer!). Bezahlen kann man es mit Münzgeld oder EC-Karte (aber nicht mit Scheinen!).
Ohne Komplikationen traf ich ein halbes Stündchen Später am Schuman-Platz (direkt im Herzen Maelbeks neben dem Gebäude der Europäischen Kommission) ein. Von hier wären es keine 10 Gehminuten quer durch den „Jubelpark“ zum Museum, aber aus dem Sprühregen ist inzwischen eine Mischung aus Niedersächsischem Landregen und Salzburger Schnürlregen (falls ihr wisst was ich meine) geworden. Schadensbegrenzung versprach eine Station mit der Metro zu fahren...
Und da war ich denn dann endlich da!

Brussels Air Museum
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Entgegen dem Hinweis auf der Internetseite des Museums, demnach der Eintritt kostenlos sei, wurde für den Zutritt eine Gebühr von 5 €uropäern abverlangt. Na gut, das ist zwar irgendwie irreführend, aber dann doch auch keine Unsumme. Nur wollte der Mann am Counter meinen 5€ Schein gar nicht haben! Anstelle dessen belehrte er mich, dass Brüssel eine weitgehend bargeldlose Stadt sei und man die Eintrittsgebühr nur per EC-Karte bezahlen könne. Das – ganz ehrlich – verschlug mir echt die Sprache! Während man in D-Land noch über die Abschaffung der großen Scheine debattiert, hat Belgien längst dem gläsernen Bewegungsprofil auch im Zahlungsverkehr Tür und Tor geöffnet. Nun weiß es auch meine Bank, wann ich wo wie viel Geld für was ausgegeben habe. Mir ist sehr unwohl bei dieser Vorstellung. Aber ich bin ja nun mal eigens für den Museumsbesuch noch Brüssel gekommen und will kurz vor dem Ziel nicht klein beigeben...
Das Museum:
Eine Halle – so groß und luftig wie ein handelsüblicher Großstadt-Hauptbahnhof – beherbergt die Luftfahrtabteilung des Militärmuseums. Gesonderte Abteilungen für Panzer, Kriegsschiffe und Schießgewehre gibt es auch noch, aber die interessieren mich nun gar nicht. Andächtig betrat ich also das heilige Gewölbe und fühlte mich wie ein kleines Kind an Weihnachten. Eine Caravelle (immerhin von der Größe her vergleichbar mit einer DC-9, einer BAC-1-11 oder einer kleinen Boeing 737) thronte fast verloren in dem gewaltigen Luftraum über einer Unzahl weiterer Flugmaschinen. Dort hinten eine DC-3, da oben eine JU-52 und dazwischen bzw. darüber Kriegsflugzeuge, Futten, Hubschrauber und was weiß ich noch alles. Wow!
Hier mal ein Versuch, einen gewissen Überblick zu bekommen...

Brussels Air Museum
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Da mein Ansinnen darin bestand, die Exponate der Flugzeugsammlung wenn irgend möglich zu fotografieren, musste ich sehr schnell feststellen, dass dies mit einer Vielzahl nahezu unlösbarer Probleme verbunden ist. Die Ausstellung ist derartig zugepflastert, dass es einem totalen Chaos gleicht. Irgendwie erinnert mich das Szenario an meinen Schreibtisch! Oh my Buddha... eine echte Herausforderung!
Das geschulte Auge braucht nicht lange um festzustellen: wer hierher kommt um Flugzeuge im hoch geschätzten „D-OTTI-Norm-Winkel“ (sorry Marco, aber Dein Maßstab ist halt nun mal ein Markenzeichen) abzulichten, wird praktisch ohne Ausbeute wieder heim reisen. Bei so eng drapierten Exponaten ist es größtenteils unumgänglich die Flügel abzuhacken und sich auf wesentliche Rumpfteile zu beschränken. Und dann ist da auch noch die Beleuchtung... Die Ausstellung – nennen wir sie mal ganz nett und unverfänglich „Rumpelkammer“ - bezieht ihr Licht durch die Fenster an den Stirnfronten und dem Dach der riesigen Halle. Ganz toll vor allem bei Flugzeugen in Tarnfarben oder aus nicht eingefärbtem Blech! Und noch toller, wenn die Dinger in völlig schattigen Winkeln des Gebäudes stehen... Eine Katastrophe ist dagegen ein Kindergeburtstag!
Im Folgenden daher nur ein Versuch, möglichst viele Fluggeräte bildlich zu dokumentieren. Ein „Aufhellblitz“ wäre zuweilen hilfreich gewesen, aber das ist verboten! Und ich weiß bis heute nicht wie es den Museumswärtern gelungen ist mich binnen weniger Sekunden dingfest zu machen, wenn ich denn dann doch mal das kleine Blitzlicht ausgefahren hab. Man sah die Hüter der Exponate ansonsten nicht. Aber wehe dem es blitzte... schwupps waren sie da und texteten mich mit mahnenden Worten voll. Als man mir sogar drohte mich rauszuwerfen, verzichtete ich dann wirklich auf die Blitzerei... So oder so mag aber der bedeckte Himmel draußen überwiegend durchaus von Vorteil gewesen sein. Vermute ich jedenfalls...
Fangen wir die Zeitreise an mit den Flugmaschinen, die noch arg an die Gebrüder Wright erinnern...

X-3 at Brussels Air Museum
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2531 at Brussels Air Museum
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Etwas robuster erschienen dann schon jene Exemplare, wo die Konstrukteure offenkundig ein klares Konzept hatten wenn es um die Frage ging: Wie kann man mit Flugzeugen halbwegs unbeschadet fliegen und dabei andere Menschen umbringen...

HD-78 at Brussels Air Museum
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N5024 at Brussels Air Museum
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S85 at Brussels Air Museum
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66 at Brussels Air Museum
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T-6534 at Brussels Air Museum
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V-33 at Brussels Air Museum
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Dass man auch Metall längere Zeit in der Luft halten kann, wenn es nicht nur leicht, sondern auch entsprechend geformt ist, beweisen all jene Fluggeräte, die ebenfalls zum Zwecke der Kriegsführung konstruiert wurden...

F-BERF at Brussels Air Museum
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SG-55 at Brussels Air Museum
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H21 at Brussels Air Museum
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P-4 at Brussels Air Museum
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KRQX at Brussels Air Museum
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GE-B at Brussels Air Museum
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44-34765 at Brussels Air Museum
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10038 at Brussels Air Museum
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MB24 at Brussels Air Museum
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44-34765 at Brussels Air Museum
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44-34765 at Brussels Air Museum
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10038 at Brussels Air Museum
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Netterweise gibt es auch noch einigen Exponate, die zumindest teilweise einer zivilen Nutzung entsprechen (könnten)...

OO-MAA at Brussels Air Museum
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L87 at Brussels Air Museum
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V-33 at Brussels Air Museum
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G-ACGR at Brussels Air Museum
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A-11 at Brussels Air Museum
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G-AFRV at Brussels Air Museum
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G-AFJR at Brussels Air Museum
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OO-SRS at Brussels Air Museum
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OO-SRZ at Brussels Air Museum
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G-ACGR at Brussels Air Museum
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43-14987 at Brussels Air Museum
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D04 at Brussels Air Museum
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OO-TAO at Brussels Air Museum
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Einige – vor allem an der Decke aufgehängte – Ausstellungsstücke schreien vor Dreck. Von wenigen Exponaten abgesehen würde aber dem ganzen Laden mal eine tüchtige Grundreinigung gut zu Gesicht stehen, womit wir dann auch wieder beim Gleichnis mit meinem Schreibtisch wären...

OO-68 at Brussels Air Museum
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Nun brauch ich mal Hilfe: Einschlägige Internetquellen verarzten diese beiden Fluggeräte beide als „Mignet HM.293 Pou du Ciel“. Was totaler Quatsch ist (wie man auf den ersten Blick bereits sehen kann). Wenn der ehemalige Branchenprimus so einen Blödsinn verbreitet, muss es noch lange nicht stimmen. Aber die meisten anderen übernehmen ja anscheinend jeden Mist ungeprüft...
Zumindest meine Recherchen haben ergeben, dass es weit über 100 verschiedene Typen der HMxxx Pou du Ciel gibt. Nur um welche handelt es sich im Falle OO-33 ??? Kann jemand helfen?

OO-11 at Brussels Air Museum
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OO-11 at Brussels Air Museum
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OO-33 at Brussels Air Museum
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Auch ein paar Segelflieger sind in der umfassenden Sammlung vorhanden...

PL37 at Brussels Air Museum
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OO-ZSA at Brussels Air Museum
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Kommen wir nun zu den ganz ganz bösen Kriegsflugzeugen. Jene mit dem Potenzial sehr viele Menschen auf einen Schlag in Jenseits zu befördern. Ebenfalls ohne chronologische Reihenfolge eine Auswahl der immer abgefahreneren Überflüssigkeiten am Himmel...

18534 at Brussels Air Museum
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IF-70 at Brussels Air Museum
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NF11-3 at Brussels Air Museum
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FU-30 at Brussels Air Museum
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320 at Brussels Air Museum
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MT24 at Brussels Air Museum
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FZ-153 at Brussels Air Museum
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5316 at Brussels Air Museum
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FR-28 at Brussels Air Museum
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FT-34 at Brussels Air Museum
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FU-30 at Brussels Air Museum
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5316 at Brussels Air Museum
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EG-224 at Brussels Air Museum
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BA-15 at Brussels Air Museum
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FA-01 at Brussels Air Museum
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23 RED at Brussels Air Museum
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68-0590 at Brussels Air Museum
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Der Lufttransport ist immerhin eine Sparte im Kriegsspiel, die nicht nur dem sinnlosen herumgeballer dient, sondern wenigstens auch den zuvor produzierten Opfern eine gewisse Hilfestellung bieten kann...

RM-4 at Brussels Air Museum
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B-06 at Brussels Air Museum
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Bei der Frage Nora vs Boxcar... ist m.E. wohl die schicke Norstlas zumindest optisch dem unförmigen Doppelrümpfler aus USA weit überlegen...

CP-46 at Brussels Air Museum
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O-16 at Brussels Air Museum
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OO-SUD at Brussels Air Museum
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Auch friedfertige Airlines haben sich zuweilen dieses Musters bedient:

G-AKNV at Brussels Air Museum
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G-AKNV at Brussels Air Museum
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Die beiden Juwelen der Sammlung sind zum einen diese C-47 (DC-3):...

K-16 at Brussels Air Museum
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K-16 at Brussels Air Museum
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K-16 at Brussels Air Museum
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K-16 at Brussels Air Museum
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... und diese Ju-52 aus den Beständen der Portugiesischen Luftwaffe. Allerdings wirft die Herkunft auch wieder ein paar Fragen auf! Während airliners.net stoisch jede veröffentlichte Produktionsliste ignoriert, halten sich andere Datenbanken an eben diese. Wer kennt die Wahrheit?!? Fest steht wohl, dass die Maschine (um welche es sich auch immer handeln mag) Teile von einer dritten Ju-52 zum Zwecke der Wiederherstellung erhalten hat. Zunächst halte ich mich aber an die einschlägigen Produktionslisten und gehe davon aus, dass anete’s Quellen nicht verifiziert sind...

6309 at Brussels Air Museum
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6309 at Brussels Air Museum
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Auch ein paar Hubschrauber zieren die Sammlung. Gemessen an diversen anderen Musen ist die Zahl aber verschwindend gering. Erfreulich hingegen, dass neben Kampfhubschraubern auch zwei Exemplare dabei sind, die vorrangig der Seenotrettung dien(t)en!

H08 at Brussels Air Museum
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9633 at Brussels Air Museum
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A11 at Brussels Air Museum
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B6 at Brussels Air Museum
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RS01 at Brussels Air Museum
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XG547 at Brussels Air Museum
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Kommen wir abschließend zum zivilen Highlight der Sammlung: eine SE210 Caravelle der Brussels Airlines... äh SABENA natürlich. Mit dem ausgestellten Exemplar bin ich selbst nicht mehr geflogen, aber immerhin mit einer Schwestermaschine. Und weiß noch: die Tropfenförmigen Fenster haben echt was! Abgesehen davon, dass man nach Möglichkeit selbstverständlich stilecht den Hintereingang nutzte, auch wenn man im vorderen Bereich des Flugzeuges seinen Platz hatte...

OO-SRA at Brussels Air Museum
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OO-SRA at Brussels Air Museum
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OO-SRA at Brussels Air Museum
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OO-SRA at Brussels Air Museum
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OO-SRA at Brussels Air Museum
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Mit diesen Erinnerungen an die gute alte Zeit, die eigentlich kein Deut besser war als die heutige, begab ich mich nach mehreren Stunden im Museum wieder hinaus in den tristen Dauerregen eines grauen Novembertages. Ein paar Neuzugänge für meine Kronkorkensammlung konnte ich auch diesmal noch erstehen, dann ging es zurück zum Airport. Die inzwischen wetterbedingt einstündige Verspätung nahm ich gelassen. Immerhin ging der Flug wie gebucht zum Helmut Schmidt Airport der Hansestadt. Andere Flugreisende mussten aufgrund starker Schneefälle in Südschweden nach Stockholm Arlanda anstatt nach Bromma fliegen. Und man teilte ihnen dann auch gleich mit, dass es von dort aus aktuell keinerlei Groundtransportation gäbe... Aber für und gegen Wetterkapriolen können weder Lowcoster noch renomierte Airlines etwas!