Verarmung der deutschen Sprache

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steppenwolf
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Verarmung der deutschen Sprache

Beitrag von steppenwolf »

Otfried Preußlers Räuber Hotzenplotz und andere Kinderbücher sind anscheinend heute nicht mehr kindgerecht und gehören demzufolge umgeschrieben, Begriffe wie "Schuhe wichsen" sind sexuell verpönt, "Neger" abwertend und rassistisch! Wie lächerlich ist denn dieses?

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/ ... 76749.html

LG Detlef
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ConAir
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Re: Verarmung der deutschen Sprache

Beitrag von ConAir »

irgendwann fangen die auch noch an die Bibel umzuschreiben, da ist so viel Pornographie drin, das muss dann auch entschärft werden!!! Überspringt da die eifrige Christliche Politikerin auch die Stellen?
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DC1030
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Re: Verarmung der deutschen Sprache

Beitrag von DC1030 »

Was hat es denn mit der "Verarmung der deutschen Sprache" zu tun, wenn man Wörter ersetzt, deren Bedeutung sich im Laufe der Jahre geändert haben? Ich kenne den Begriff "Schuhe wichsen" garnicht; und ich bin 31! Was hat es denn für einen Sinn, wenn die Wörter beibehalten werden und weder die Mutter, die das Buch vorliest, noch das Kind, welches es vorgelesen bekommt, die Bedeutung der Wörter kennen? Jede Sprache verändert sich im Laufe der Jahrzehnte, das hat aber nichts mit Verarmung zu tun.

Vielmehr lässt sich die Verarmung der deutschen Sprache im gesamten www beobachten. Was mich am meisten aufregt sind Sätze wie:
-"Ich habe ein Airbus gesehen", statt "ich habe einen Airbus gesehen".
oder
-"Ich mache nächste Woche ein Spotting-Trip", statt "ich mache nächste Woche einen Spotting-Trip".
Das sind Dinge, die man immer wieder im www liest. So etwas ist für mich mangeldes Wissen über die eigene Muttersprache und definitiv auch eine "Verarmung der deutschen Sprache". :wink: (Dazu gibts auch ne Internetseite :arrow: http://www.ein-einen.de/)
Gruß, Thomas

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ConAir
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Re: Verarmung der deutschen Sprache

Beitrag von ConAir »

DC1030 hat geschrieben:Was hat es denn mit der "Verarmung der deutschen Sprache" zu tun, wenn man Wörter ersetzt, deren Bedeutung sich im Laufe der Jahre geändert haben? Ich kenne den Begriff "Schuhe wichsen" garnicht; und ich bin 31! Was hat es denn für einen Sinn, wenn die Wörter beibehalten werden und weder die Mutter, die das Buch vorliest, noch das Kind, welches es vorgelesen bekommt, die Bedeutung der Wörter kennen? Jede Sprache verändert sich im Laufe der Jahrzehnte, das hat aber nichts mit Verarmung zu tun.

Vielmehr lässt sich die Verarmung der deutschen Sprache im gesamten www beobachten. Was mich am meisten aufregt sind Sätze wie:
-"Ich habe ein Airbus gesehen", statt "ich habe einen Airbus gesehen".
oder
-"Ich mache nächste Woche ein Spotting-Trip", statt "ich mache nächste Woche einen Spotting-Trip".
Das sind Dinge, die man immer wieder im www liest. So etwas ist für mich mangeldes Wissen über die eigene Muttersprache und definitiv auch eine "Verarmung der deutschen Sprache". :wink: (Dazu gibts auch ne Internetseite :arrow: http://www.ein-einen.de/)
Veränderungen sind ja OK, aber dafür Klassiker umzuschreiben? Schuhe wichsen ist eine normale Redewendung in Werken von Fontane, Hegel oder Schiller - ich bin 48 und kenne den Ausdruck, aber viele 30er aus meiner ExFirma kennen leider auch nicht MAO TSE TUNG.... Sollen die GeschichtsBücher nun auch verändert werden? Viele Redewendungen bei Shakespeare sind auch nicht mehr up to date. Um sie zu verstehen, muß man einfach das Lexikon benutzen, das macht die Sache für mich sehr spannend. Es gibt ja genug neue Bücher die man modern schreiben kann, wenn man bedenken hat seinen Kindern alte Literatur vorzuesen, dann bitte diese. Außerdem, denke ich, der AUFHÄNGER für die Tat des Verlages vom WICHSEN abzukommen ist sexueller Natur! - nicht die Unwissenheit bei den Kindern. Aber das ist mein Meinung, die muß nicht konform sein.
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DC1030
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Re: Verarmung der deutschen Sprache

Beitrag von DC1030 »

ConAir hat geschrieben:der AUFHÄNGER für die Tat des Verlages vom WICHSEN abzukommen ist sexueller Natur! - nicht die Unwissenheit bei den Kindern.
Na klar ist es sexueller Natur. Aber die Unwissenheit über das Wort und die Assoziation mit etwas sexuellem hängt ja unmittelbar zusammen.
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steppenwolf
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Re: Verarmung der deutschen Sprache

Beitrag von steppenwolf »

[quote="DC1030"]Was hat es denn mit der "Verarmung der deutschen Sprache" zu tun, wenn man Wörter ersetzt, deren Bedeutung sich im Laufe der Jahre geändert haben? /quote]

Die Verarmung liegt darin, alte Literatur umzuschreiben, anstatt diesen Sprachgebrauch seinen Kindern zu erklären! Bei den Nazis hat man undeutsche Literatur schlichtweg verbrannt, heute schreibt man sie eben um! Was soll dass? Wer seinen Kindern gegenüber nicht in der Lage ist, den Unterschied zwischen "Schuhe wichsen" und "auf die Schuhe wichsen" zu erklären, weil da ein wie auch immer geartetes Kopfkino abläuft: Was hat das mit Veränderung der Sprache zu tun! Ich betrachte das als Zensur, und dabei ist mir egal, ob man Klassiker umschreibt oder sie verbrennt! LG Detlef
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Re: Verarmung der deutschen Sprache

Beitrag von MD-80.net »

Bei den Nazis hat man undeutsche Literatur schlichtweg verbrannt, heute schreibt man sie eben um!
Für mich ist es ein Unterschied, ob umgeschrieben wird oder verbrannt wurde. Na ja, Sprache ist immer dynamisch, entwickelt sich phasenweise positiv oder negativ und nun liegt es an uns, wie man eine Sprache pflegt und negative Entwicklungen eindämmt oder positive Entwicklungen fördert. DC1030 bringt da einen Punkt, dem ich mich anschließen kann. Hier geht es weniger um bestimmte Wörter, sondern Sprachpflege innerhalb der Dynamik einer Sprache. Bei der "Verarmung der deutschen Sprache" fällt eher auf, dass man trotz der Vielfältigkeit unserer Sprache gerne Floskeln benutzt, anstatt ein passendes Wort zu finden. Das ist ja nicht falsch. Eine der bekanntesten "Floskeln" ist "ich gehe davon aus" und hier ein Link, wo es um dieses "Ausgeh-Gesellschaft" geht:

http://www.sprache-werner.info/Davon-au ... .1742.html

Gruss
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Re: Verarmung der deutschen Sprache

Beitrag von steppenwolf »

Und für mich ist es eben kein Unterschied, Bücher zu verbrennen oder sie eben "nur" umzuschreiben, um bestimmte Begriffe aus dem deutschen Sprachgebrauch zu entfernen! Es geht darum, sich mit vermeintlich veralteter Sprachkultur auseinanderzusetzen und diese zu vermitteln, abgewandelten Sprachgebrauch anzuerkennen, ohne die vermeintlich nunmehr anders belegten Wörter aus dem deutschen Sprachschatz zu entfernen, anstatt sich mit älterer und gegebenenfalls anderer Bedeutung dieser Wörter auseinanderzusetzen! Und mal ganz ehrlich: Der Charme dieser alten Kinderbücher liegt doch gerade in seiner heute so vermeintlichen "political incorrectness", in einem Sprachgebrauch also, der heute eher zum Nachdenken über die Bedeutung des Wortes anregen sollte anstatt dieses aus dem deutschen Sprachraum zu entfernen!

By the way, gibt es eigentlich noch den Sarotti-Mohr aus der Schokoladenwerbung?

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Re: Verarmung der deutschen Sprache

Beitrag von ConAir »

steppenwolf hat geschrieben:
By the way, gibt es eigentlich noch den Sarotti-Mohr aus der Schokoladenwerbung?

LG Detlef
Nee, so wenig wie es die Firma Hansematz mit den NEGERKÜSSEN noch gibt
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Re: Verarmung der deutschen Sprache

Beitrag von paraglider »

steppenwolf hat geschrieben:Und für mich ist es eben kein Unterschied, Bücher zu verbrennen oder sie eben "nur" umzuschreiben, um bestimmte Begriffe aus dem deutschen Sprachgebrauch zu entfernen! ...
Das sehe ich ziemlich genauso! :top:

Bei den von DC1030 benannten Beispielen mit "ein" und "einen" handelt es sich ja nicht um die von @Steppenwolf angesprochene Problematik. Ob man - weitgehend unnütze - Beugungen von Pronomina und Verben vielleicht doch endlich (ein)mal offiziell vereinfachen sollte, sei dahingestellt. Persönlich würde ich es - vor allem hinsichtlich der leichteren Erlernbarkeit der Sprache für Leute die nicht damit aufwuchsen - sehr begrüßen. Eine, wie ich meine, weit wichtigere Komponente der sprachlichen Ausdrucksmöglichkeit - nämlich die einer Gesetzmäßigkeit folgenden Interpunktion - hat man ja auch vor einiger Zeit einfach kastriert.

Aber zu Detlefs eigentlich aufgezeigter Problematik:
Ich halte es für äußerst fragwürdig, Wörter und Begriffe aus Gründen der "political correctness" zu verbannen, bloß weil diese im Laufe der Zeit teilweise mit negativen, vulgären oder rassistischen Bedeutungen belegt wurden. Wo so etwas hinführen könnte, belegen inzwischen zahlreiche satirische Medienbeiträge.

Und mal ganz ehrlich: Mit Schoko- statt Negerküssen kann man ja noch leben, aber wäre irgend jemandem geholfen, wenn er für seinen Urlaub nicht mehr in einem Reiseführer blättern darf? Sondern statt dessen nur noch in einer "Reiseinformationsliteratur"?

Um einer ausschließlich extremlastigen Interpretation geschriebener und gesprochener Worte vorzubeugen, wäre es m.E. gut wenn auch die vermeintlich anrüchigen Wörter in ihrer ursprünglichen Bedeutung im Wortbestand der Deutschen Sprache verbleiben würden. Dann wäre zumindest denjenigen das Handwerk gelegt, die unter allen Umständen auf Gedeih und Verderb alles falsch verstehen wollen.

Schuhwichse hab(e) ich aber trotzdem keine mehr im Haus. Ich benutze seit einigen Jahren Nano-Imprägnierspray...
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In Köln muss man sich sogar das Bier schön trinken!
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