Also freuten wir uns mal auf etwas Besonderes. Doch die kleine Enttäuschung folgte auf dem Fuße. Bei der Ankunft der Maschine gab es keine Dusche und auch beim Boarding fiel der obligatorische rote Teppich und das Spalier aus Blumenkübeln aus. Keine rühmliche Leistung vom Hamburg Airport zur Begrüßung einer neuen Airline.
Erstaunlicherweise war die Auslastung nicht so schlecht, wie ich dachte. Wir haben schon eine ganze Menge Leute aussteigen sehen und auch auf dem Flug nach Vilnius war die Maschine ca. halb gefüllt.
Immerhin hat Air Lituanica sich dann nicht lumpen lassen und spendierte den Erstflug-Passagieren ein Becherchen Sekt. Zudem gab es eine Postkartenaktion, bei der man sich eine oder mehrere Air Lituanica Postkarten aussuchen konnte. Nachdem diese beschrieben waren, sammelten die Flugbegleiterinnen sie wieder ein und versprachen den Versand an die Empfänger. Leider kam mir die Idee, auch mir selbst eine zuzusenden, zu spät. Sonst hätte ich aus erster Hand Erfolg vermelden können. Was mir beim Service positiv aufgefallen ist, ist dass obwohl es sich um einen Low-Cost-Flug handelt und Getränke käuflich zu erwerben sind, jeder Passagier ein Glas Wasser kostenlos erhält.
Direkt nach der Ankunft um 18 Uhr sind wir noch schnell an die Bahn, aber dabei kam nicht wirklich etwas dolles heraus. Positiv zu bemerken sei hier, dass die noch auf Google Streetview zu sehende Mauer um den Flughafen herum einem nicht allzu hohen Zaun gewichen ist.
Pociunai (EYPR) - 01.05.2015
Am nächsten Morgen ging es trotz miserabler Wettervorhersage auf große Rundreise durch Litauen. Erstes Ziel war Pociunai. Dort steht seit Jahren eine kleine Armada schnuckeliger Antonovs. Schon auf dem Weg dorthin wurde das Wetter besser als angekündigt und mit ein paar Einschränkungen schien die ganze Fahrt über die Sonne. Die erste Überraschung erblickten wir, als der Platz in Sicht kam. Denn neben den Annas, stand dort auch eine Let 410. Nachdem wir kurz um Erlaubnis gefragt hatten, konnten wir uns den Maschinen widmen. Die netten Herren vom ortsansässigen Fallschirmclub meinten wir könnten die Flieger "von links, von rechts, von oben oder von unten" fotografieren, ganz wie wir wollten. Um es vorab zu erwähnen, wir sind trotz Genehmigung nicht auf die Maschinen geklettert. Begonnen haben wir mit der Let 410, da Aktivität zu befürchten war. Denn es trudelten immer mehr Fallschirmspringer am Platz ein. Danach ging es zu den Annas. Die einzige aktive AN-2 war leider sehr zugerümpelt. Was uns dann noch auffiel ist, dass im Gegensatz zum Google Earth Bild zwei fehlten. Die Reste dieser beiden haben wir dann danach hinter einem Gebäude entdeckt und begutachtet.







Der Flugplatz ist relativ groß und als wir mit dem fotografieren durch waren, sind wir noch auf die andere Seite zum Aeroclub gefahren. Dort vermuteten wir noch eine weitere AN-2, leider aber im Hangar. Zu unserem Erstaunen standen dort sogar drei Stück drin.
Sasnava/Marijampole (EYMM) - 01.05.2015
Weiter ging es nach Marijampole. Der dortige Aeroclub hat auch eine AN-2 für Fallschirmsprungeinsätze. Vor Ort war der Himmel dann aber so, wie er eigentlich auch vorhergesagt war. Total schleimig glimmte nur ein bisschen Licht durch die Wolken. Nach ein paar ersten Versuchen, die gar nicht so schlecht aussahen, wollten wir schon wieder abreisen, als wir aber Blau am Himmel entdeckten, welches in Richtung Sonne zog. So weilten wir noch eine halbe Stunde vor Ort, um dieses Ergebnis zu erzielen:

Kaunas-Aleksotas (EYKS) - 01.05.2015
Nächster Stopp war das litauische Luftfahrtmuseum. Dieses hatte jedoch leider geschlossen, denn es war ja Feiertag. Das Gute war aber, dass zumindest die AN-2 von Außen aufnehmbar war. Das war auch sehr schnell erledigt, da zwischenzeitlich wieder mehr Lücken zwischen den Wolken am Himmel zugegen waren.

Da wir für den Tag eigentlich unser Pensum erfüllt hatten, fuhren wir noch kurz am intenationalen Flughafen von Kaunas ran, um ein paar Regs zu ziehen, ehe wir uns auf die etwas längere Strecke an die Ostsee machten. Unser Nachtlager wollten wir in Klaipeda aufschlagen. Kurz vor der Stadt fuhren wir noch am kleinen örtlichen Flugplatz ran. Dieses ist der einzige der kleineren Plätze, bei dem wir nicht sicher waren, ob dieser nicht eingezäunt sei. Daher haben wir schon vorab Kontakt mit Klaipeda Airlines aufgenommen, dem Betreiber der dortigen AN-2 Maintenance. Per E-Mail hieß man uns schon im Vorwege willkommen und teilte uns mit, dass zwar Feiertag sei, aber dennoch jemand vor Ort anzutreffen sein würde. Mit einsetzendem Regen kamen wir an und waren überrrascht, dass dort sieben AN-2 auf dem Vorfeld parkten. Wir hatten so mit maximal vier gerechnet. Auch der vermeintliche Zaun entpuppte sich als simple Leine. Kaum angekommen begrüßte uns auch schon ein älterer Herr. Er war derjenige, der im Dienst war. Auf unseren Hinweis, dass wir aufgrund des Wetters keine Bilder machen wollten, fiel er uns gleich ins Wort und meinte nur trocken "Morgen!". Bevor wir uns aber bis zum nächsten Morgen verabschiedeten, ließ er es sich nicht nehmen uns noch in den Hangar zu führen, wo sich aus unserer Sicht das Highlight verbarg! Eine frisch lackierte AN-2 in den silber/roten Farben des brandneuen Betreibers Aero-Swiss! Für ein Foto waren wir leider zu früh, denn er erzählte uns, dass die Maschine erst in ca. 3 Wochen fertiggestellt sein würde. Es fehlte sogar noch das Kennzeichen am Rumpf und die Sitze sollten in der kommenden Woche eingebaut werden. Da wir geplant hatten sehr früh am kommenden Morgen anzutreten, fragten wir, wann er denn da sein würde. Seine Antwort: jederzeit, denn er würde dort übernachten.
Viel von Klaipeda konnten wir uns am Abend leider nicht ansehen, da inzwischen Dauerregen eingesetzt hatte.
Klaipeda (KLJ/EYKL) - 02.05.2015
Der Morgen begann ernüchternd. Die ehemals zumindest für den Morgen gute Wettervorhersage war mal wieder unterirdischen Aussichten gewichen. Doch das Satellitenbild sagte etwas anderes. Über der Ostsee war alles wolkenlos, mit Tendenz in Richtung Festland zu ziehen. Also ließen wir das Frühstück im Hotel sausen und fuhren wieder zum Flugplatz. Begrüßt wurden wir mit den Worten: "Schlaft Ihr eigentlich gar nicht?". Da die Sonne sich aber zunächst nicht blicken ließ, konnten wir wenigstens erst einmal unser mitgeführtes Frühstück einnehmen und mussten dann doch noch über eine Stunde ausharren, bis die ersten Sonnenstrahlen sich ihren Weg durch die Wolken bahnten. Aufgrund des starken Windes gab es dann aber in recht schneller Reihenfolge immer wieder einen Wechsel zwischen Wolken und Sonne, so dass wir doch relativ bequem die geparkten Flieger ablichten konnten.







Nun war es an der Zeit zu entscheiden, ob bzw. wie wir von unserer geplanten Route abweichen wollten. Denn irgendwie wollten wir noch einmal das Museum in Kaunas ansteuern, um dieses noch einmal im geöffneten Zustand zu erleben. Wir rechneten ein wenig und kamen zu dem Entschluss, dass wir auch Kaunas dann noch einschieben könnten, wenn wir wie geplant zunächst noch nach Norden fahren würden.
Tirkšliai / Mažeikiai (EYMA) - 02.05.2015
So machten wir uns auf den Weg nach Mažeikiai. Unterwegs bestätigte sich unsere Befürchtung, dass dort das Wetter wirklich schlecht werden würde. Doch gerade am Platz angekommen, traf ein riesiges Wolkenloch. Schnell wurden wir beim Platzchef vorstellig, der sowieso umgehend aus seinem Haus gekommen war. Nachdem wir schnell unsere Bilder gemacht hatten, kam er uns hinterher und schloss die AN-2 auf, obwohl wir ihm vorher schon sagten, dass das nicht nötig sei. Also besichtigten wir das gute Stück auch noch von innen. Drinnen erzählte er uns, dass sie heute eigentlich den ersten Sprungtag der Saison gehabt hätten, es aber zu windig zum Fallschirmspringen sei. Zwischenzeitlich war auch noch der Pilot der Anna am Platz angekommen, mit dem wir uns dann auch noch unterhielten. Dann eröffneten uns die beiden, dass sie dennoch einen Testflug machen wollten und luden uns ein mitzufliegen. Nach kurzer Diskussion mussten wir schweren Herzens ablehnen. Die Zeit rannte uns leider davon. Aber hätte man uns diesen Plan schon mitgeteilt als wir noch im Cockpit saßen, hätten wir zumindest darum gebeten schon einmal die Abdeckung über den Fenstern zu entfernen.

Kaunas-Aleksotas (EYKS) - 02.05.2015
Wie schon erwähnt ging es dann zurück nach Kaunas. Denn im Museum wartete noch eine AN-24 auf uns. Dafür konnten wir auch in Kauf nehmen, dass zum lächerlichen Eintrittspreis von etwas über einem Euro noch eine Fotogebühr in Höhe von 2 Euro und einem Keks fällig wurde. Auch hier waren die Bilder schnell im Kasten, denn je weiter wir Richtung Osten kamen, desto besser wurde das Wetter zunächst.

Kyviskes (EYVK) - 02.05.2015
Letzer Stopp der Rundreise sollte dann bei den Fallschirmspringern von Vilnius sein. Dort erwarteten wir leider nur eine der drei beheimateten Annas, da wir die anderen beiden bereits in Vilnius angetroffen hatten. Doch "weit" gefehlt. In Kyviskes standen zwei betagte Russinnen. Ich war bei den ähnlichen Lackierungen durcheinander gekommen. Die blau/silberne Maschine in Klaipeda war gar nicht die aus Kyviskes. Auch hier war es kein Problem die Maschinen fotografieren zu dürfen. Nur die Ausführung war ein wenig schwierig. Neben allen "Parkpositionen" standen blöde braune und leider fest verankerte Kästen, die uns ein wenig vor Herausforderungen stellten. Das Gute war, dass neben den beiden Annas jeweils eine "Parkposition" frei war. So bedienten wir uns kurzerhand einer herumstehenden Leiter. Nach dem ersten Motiv mussten wir feststellen, dass die beiden Kollegen, die an der anderen AN-2 werkelten, im Begriff waren die Leitern eben in dieser zu verstauen. So fragten wir, ob wir noch schnell die eine Leiter kurz entführen dürften und versprachen diese auch umgehend wieder zurückzubringen. So konnten wir dann auch noch die zweite Kiste auf gleiche Weise auf Pixel bannen.


Vilnius (VNO/EYVI) - 02.05.2015
Und dann war da noch die Zugabe. Nachdem wir im Prinzip schon am feiern waren, denn alle geplanten Annas konnten wir bei Sonnenschein knipsen, wollten wir den Nachmittag noch nutzen, um am Flughafen in Vilnius unser Glück zu versuchen, ehe wir den Mietwagen wieder returnieren mussten. Denn glücklicherweise Stand nicht viel, aber immerhin die EMB 175 von Air Lituanica, auf dem Plan, mit der wir an- und auch am nächsten Tag wieder abgereist sind. Auf der Suche nach einer brauchbaren Stelle im Anflug (im Gegensatz zum Donnerstag wurde nun von Norden gelandet) wurden wir recht schnell fündig, wenn auch die Brennweiten sehr groß waren. Und auch hier verließ uns der Wettergott nicht. Alle vier Flieger, die auf dem Zettel standen landeten bei Licht. Leider brauchten wir nur zwei davon.


Nach der Mietwagenrückgabe, bezogen wir das Airport Hotel, welches gerade einmal 50m vom Terminal entfernt liegt (oder steht). In Airportnähe ist die Auswahl an Restaurants nicht wirklich üppig. Daher entschlossen wir uns den erfolgreichen Tag stilecht mit einem Menü bei IKEA ausklingen zu lassen.
Fazit:
Eines der wenigen Wochenenden, an denen es nicht einmal für mich etwas zu meckern gab. Obwohl es natürlich immer noch ein wenig besser geht. Schade, dass Air Lituanica Sonntag früh morgens um 6 Uhr gen Hamburg abhebt. Hätte der Flug, wie im Hochsommer geplant, 12 Stunden später stattgefunden, hätten wir genügend Zeit gehabt, um den uns angebotenen AN-2-Flug wahrzunehmen. Aber dennoch war der Trip ein voller Erfolg.