Brauche Hilfe (historisch)

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HX_Dipi
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Brauche Hilfe (historisch)

Beitrag von HX_Dipi »

Ich habe gestern eine email mit folgendem Inhalt bekommen und hoffe, hier kann jemand von euch helfen.
Hallo Timo,

ich habe auf Deiner Seite www.eddh-aiport.de den interessanten Text zur
Geschichte des Hamburg Airport gelesen, weil ich eine Information darüber
suchte, wann es in Wandsbek einen Flugplatz gegeben hat und wie lange etc.

Du erwähnst das Bestehen eines Bürgerbundes für Hamburg-Altona-Wandsbek in
den 20-er Jahren. Interessanterweise die Städte, die 1937 auch
zusammgeschlossen wurden.

Ich hörte auch mal, daß wegen des Flugzeugbaus letztlich die Entscheidung
für das Großhamburggesetz auf den Weg gebracht wurde (MBB-Erweiterung -
Mühlenberger Loch etc.).

Und im Flugzeuge Forum fand ich in einem Beitrag den Hinweis, daß es in
Wandsbek ein Notlandefeld oder ähnlich gegeben habe, welches heute
überbaut sei (Wohngebäude wohl), jedoch ohne genaue Zeitangaben (evtl. nur
während des WK II).

Ich habe eine ungelaufene alte Witzpostkarte kürzlich erworben, die sich
auf Friedrichsberg bezieht (damals offenkundig sprichwörtlich wie heute
Ochsenzoll in Hamburg) und in dem Text auf der Rückseite wird ein
Flugplatz Wandsbek erwähnt.

Die Abbildung vorderseitig zeigt den Hauptbahnhof Hamburg, ziemliche alte
Straßenbahnmodelle, die eher an die Zeit vor dem WKI erinnern und ein sehr
altertümliches Flugzeug (ein Propeller, wohl 2 Insassen, offen, wohl
Sperrholzbau etc.).

Zeitlich ist das Stück ansonsten nicht leicht einzuordnen.

Weißt Du etwas über diesen Flugplatz Wandsbek oder wo man fündig werden
könnte?
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OlliFoolish
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Beitrag von OlliFoolish »

@HX_Dipi: vielleicht haben DIE ja zeitgenössische Aufzeichnungen...
http://www.hamburg.de/bksm/staatsarchiv ... start.html

Gruß OlliFoolish :wink:
Beech Duke
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Beitrag von Beech Duke »

Nabend !
Der damalige Wandsbeker Flugplatz existierte auf dem Gelände des Exerzierplatzes der Wandsbeker Husaren. Wenn mich nicht alles täuscht steht dort heute die Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr.
Eigentlich der erste Flugplatz in der Region: Den Bahrenfelder Flugplatz gibt es m.W. noch nicht und in Büttel wird gerade die Luftschiffhalle fertig gestellt. Aber Wandsbek gehört damals noch nicht zu Hamburg ...
Der Flugbetrieb begann am Nachmittag des 9. März 1912, als "das erste Flugzeug über Hamburg" (so eine damalige Hamburger Zeitung) gesichtet wurde:
Der vom Hamburger Werftbesitzer Max Oertz konstruierte Eindecker Oertz V2 kreist vom Werkflugplatz Schneverdingen kommend und vom Holländer Henry Wynmalen gesteuert über Mönckebergstrasse und St.Petri-Kirche, bevor er draussen in Wandsbek seinen "Fernflug" beendete.
Die Maschine blieb eine Woche in Wandsbek, wo auch danach noch Flugbetrieb durchgeführt wurde.
Einzelheiten und Auflösung des Flugbetriebes sind mir unbekannt, jedoch dürfte spätestens mit Erbauung der Kaserne in den 1930ern Schluss gewesen sein.
Weitere Erkenntnisse bitte hier veröffentlichen ...

Gruss
Beech Duke
es genügt nicht, sich keine gedanken zu machen -
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HX_Dipi
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Beitrag von HX_Dipi »

Wow, ich danke Dir! Das ist ja schon mal mehr als ich zu hoffen gewagt habe.

Viele Grüße

Timo
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jannemann
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Beitrag von jannemann »

hier lernt man selbst als "oldie" noch was !!

SUPER posting Beech Duke.

Eigentlich gehören solch wertvolle Infos an einen exponierteren Platz.

Gruss
Jan
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TheSkyistheLimit
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Beitrag von TheSkyistheLimit »

Hallo Beech Duke,

wirklich sehr interessant!

Insbesondere interessiert mich der Bahrenfelder Flugplatz, für den ich bisher nirgendwo einen Lageplan finden konnte.

Es ist bekannt, daß dieser nach dem 1. Weltkrieg südlich der Luruper Chaussee gebaut wurde; und zwar auf Beschluß Altonas zusammen - in einem "Abwasch" - mit dem nördlich gelegenen Friedhof sowie dem Volkspark!

Angeblich existierte dieser bis Mitte der 50iger Jahre, bis u.a. dort das DESY gebaut wurde. Auch Ernst Udet soll dort seine berühmten Kunststückchen vorgeführt haben (Taschentuch mit Haken an Flügelspitze im Flug vom Boden aufnehmen, etc.)

Würde gerne wissen, ob es dort noch Spuren gibt.
Habe bei meiner Recherche beinahe den Eindruck gewonnen, daß der Bahrenfelder Platz quasi totgeschwiegen wird.
Jedenfalls habe ich außer o.a. Details nichts, aber rein garnichts finden können.
Selbst in Englischen Quellen zum WWII nichts zu finden!

Scheinbar hast Du da interessantes Detailwissen, was alte Hamburger Flugplätze anbelangt.

Ist Dir außer Bahrenfeld, Wandsbek, Uetersen, Kaltenkirchen, Boberg, Fischbek, Stade und Boberg noch irgendein Platz bekannt?

By the way:
Husaren - Wandsbek

Steht das in irgend einem Zusammenhang mit dem ehemaligen Exerzierplatz "Am Husarendenkmal", wo jahrzentelang die Polizei-Fahrbereitschaft saß, bis dann auch der berühmte "Autoknast" nach Rothenburgsort verlegt wurde?
Ich meine das Gelände zwischen Zitzewitzstraße und Rennbahnstraße, welches seinerzeit durch den Bau der Autobahn zwangsläufig verkleinert wurde.
Bisher glaubte ich, daß dort auch die entsprechende Husaren-Kaserne gewesen sein müßte.

Danke im voraus für Deine Infos.

Gruß

Klaus-Peter
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T h e S k y i s t h e L i m i t !

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Beech Duke
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Beitrag von Beech Duke »

Nabend !
Leider muss ich Klaus-Peter & Co enttäuschen:
Die Daten zu Wandsbek sind eher "Abfall" aus einer Recherche zur Historie eines Einsatzhafens in der Lüneburger Heide.

Was Bahrenfeld betrifft, war das wie Wandsbek ein Exerzierplatz der Armee.
Am 13.10.1910 startete ein Heissluftballon von dort (und anderes exotisches "Getier"), danach wurde mehr oder weniger regelmässig Flugbetrieb durchgeführt (eher weniger als mehr).
Ende Juni 1912 kamen die Teilnehmer des "Nordmarkfluges" hier vorbei,
eine schwere Prüfung der damaligen Vorortbahn (gut, dass es den HVV noch nicht gab...).
Nach WWI gab das Militär den Platz auf, Flugbetrieb konnte sich wohl entwickeln (Infrastruktur ???), bis 1934 die Stadt Altona ihren Flugplatz einweihte. Es soll wohl ein Empfangsgebäude und einen Hangar gegeben haben, allerdings lief der Flugverkehr über Büttel. (Altona hatte in den Zwanzigern eine Wasserflugverbindung von Dresden über Magdeburg ...). Der Platz hatte lediglich eine Grasnarbe und lag hinter der Zigarettenfabrik, in Richtung Norden bis zum heutigen Parkplatz (Grün ???) an der Luruper Chaussee. Ist alles DESY jetzt, bis auf den nördlichen Teil, der aber unter Elbtunnel-Lehm verschwunden ist.
Nach dem Krieg gabs Segelfliegerei, alte Militärfahrzeuge und Aussiedlerbelegung, bevor die heutige Nutzung in den frühen Sechzigern zustande kam (Angaben aus "Klönschnack", Heft 8/2004)
Einige alte Gebäude an der heutigen Notkestrasse könnten zumindest epoche-mässig zum Flugplatz-Ensemble passen, sie mögen aber u.U. auch zur ehem. Reemstma-Fabrik gehört haben.
Wenn man mal bei Google Maps genauer hinsieht, existiert zwischen Bertrand-Russel-Str. und Notkestrasse noch ein Hinterhof mit "verdächtigem" Betonplattenboden. Aber vielleicht geht da die Phantasie mit mir durch...

Meine knappe Zeit lässt weitere gezielte Nachforschungen derzeit nicht zu,
das wird sich wohl erst mit dem Renteneintritt ca. 2038 bessern.

Sollte vorab aber ein Treffen zustande kommen, um die Hamburgische Luftfahrt-Frühgeschichte intensiver zu beleuchten, komm ich gern auf ein Bier vorbei und höre zu...

Gute Nacht
Beech Duke
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Tex
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Beitrag von Tex »

Karl Caspar hatte seine Flugschule in Wandsbek bevor er nach Fuhlsbüttel umzog:

Bild


Der Fabrikant Gustav Ruth hatte bis Juni 1913 dort seinen Doppeldecker in einem Schuppen stehen.


Tex
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TheSkyistheLimit
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Beitrag von TheSkyistheLimit »

Zunächst einmal ein Dankeschön an Duke und Tex.

Leider ist nicht mehr zu finden über Bahrenfeld.

Der Kracher:
Als ich eben selber noch einmal "googelte" bzw. "ixquickte" (benutze letztere insbesondere für berufliche Zwecke, da nicht soviel Privatschrott gefunden wird) wurde mit vielen Sternen etwas angezeigt......
Juhu, also etwas gefunden?
Darauf geklickt, und was geht auf?
Aviation Com mit dem Thread "Neumünster lohnt nicht", wo ich bereits im Dezember 2007 fast wörtlich das gleiche "begrenzte" Wissen zum Besten gab.
Das nennt man dann wohl eine selbsterfüllende Prophezeiung, oder?
(jetzt kann ich mich selbst als Quelle angeben :-) )

Okay, aber generell bin ich dankbar für jede Info, die man z.B. auch Zeitzeugen (eure Eltern oder Großeltern) entlocken kann.
Würde mich also freuen, wenn jemand noch etwas zum Thema Bahrenfeld sagen kann.

Gruß
Klaus-Peter
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