Mein erster Flug, ich war damals 3 Jahre alt, ging im Sommer 1966 von Tempelhof mit einer Vickers Viscount der British European Airways nach Hannover.
Meine Eltern, insbesondere mein Vater, durften damals noch nicht durch die ehemalige DDR fahren, da er bei der Polizei war. Von dort ging es dann weiter mit unserem Auto nach Italien. Das Auto fuhr ein Bekannter von uns nach Hannover und ich hatte meine ersten Flugstunden

So ging es die ganzen nächsten Jahre bis 1970 und immer war Tempelhof der Ab- bzw. Ankunftsflughafen.
Des Öfteren fuhr mein Vater mit mir zum Flughafen und stellte sich mit dem Auto an den Zaun am Tempelhofer Damm. Dort kamen die Flugzeuge besonders tief beim Landeanflug über uns hinweg.
Obwohl es mich fasziniert hat, bin ich die ersten Male, immer dann wenn ein Flieger kam, schnell ins Auto gerannt und habe mich dort versteckt. Fragt mich nicht warum. Ich weiß es nicht.
Jedenfalls waren diese Erlebnisse, wohl die, die mich immer wieder zum Flughafen hingezogen und somit die Leidenschaft zur Luftfahrt bei mir geweckt haben.
Wie ich schon oben geschrieben habe, war mein Vater bei der Polizei und hatte auch öfters Dienst am Flughafen.
Oft bin ich dann nach der Schule zu ihm gefahren und er nahm mich mit in den damaligen kleinen Frachtbereich. Dort an einem großen Tor haben wir uns hingestellt und ich hatte einen ungehinderten Blick auf das Vorfeld. Die Flugzeuge standen manchmal nur 50 Meter von mir entfernt unter dem Großen Dach.
Boeing 727 von PanAM, British Airways mit Trident III und Bac 1-11 waren die damals größten Maschinen die nach Tempelhof kamen.
Es war jedes Mal ein ohrenbetäubender Lärm unter dem Vordach wenn eine Maschine ankam oder die Motoren startete. Doch mich störte das überhaupt nicht. Es war für mich als kleiner Junge immer wieder aufregend.
Dann kam der Tag, als Berlin-Tegel eröffnet und der gesamte Flugverkehr von Tempelhof nach Tegel verlegt wurde.
Es wurde ruhig in der Stadt und besonders im südlichen Teil Berlins wo ich aufgewachsen bin.
Tegel war mit Bus und Bahn eine Stunde entfernt und allzu oft fuhr ich dann dort auch nicht hin.
Tempelhof wurde Militärflughafen und ich glaube jedes Jahr ( kann mich nicht wirklich genau an den Rhythmus erinnern ) machten die Amerikaner dort einen Tag der offenen Tür.
Je nachdem welche Runway benutzt wurde kamen dann auch die ganzen Maschinen bei mir zu Hause vorbei und man konnte besonders die C 5 A Galaxy an ihrem pfeifenden Motorengeräusch schon von weitem hören.
Ich habe es mir natürlich nicht nehmen lassen, als ich älter war, jeden Tag dort zu verbringen.
Für einen damals noch vom Alter her gesehenen kleinen Jungen war das natürlich was ganz großes.
Dieses, sagen wir mal Volksfest, war nicht nur was die Luftfahrt betrifft interessant. Auch die kulinarische Seite sowie das Rahmenprogramm ließ ich mir gerne gefallen.
Besonders die Original Hamburger und das Original amerikanische Eis waren meine Favoriten.
Es gab zwar keine Flugvorführungen, aber dafür konnte man mit einem Panzer mitfahren.
Das Gedränge war natürlich riesengroß und es hat tierisch viel Spaß gemacht.
Es gibt zwei Erlebnisse die mir besonders in Erinnerung geblieben sind.
Einmal war PanAM mit der 747 SP da und man konnte sogar in diesen Minijumbo reingehen.
Ich habe damals nicht im Traum daran gedacht, dass ich irgendwann einmal mit diesem Minijumbo fliegen werde, so geschehen 2003 bei einem Rundflug von CGN nach CGN mit Iran Air.
Das andere Erlebnis war, dass ich einmal ins Cockpit von der C5 A Galaxy durfte. Ich weiß gar nicht wie alt ich damals war, jedoch har mich die Höhe sowie die Größe des Cockpits stark beeindruckt.
1981 bin ich dann von Berlin hierher nach Hamburg gezogen und jedes Mal wenn ich nach Hause gefahren bin musste ich am Flughafen vorbei fahren.
Lange war es still um Tempelhof bis die Mauer fiel
Ich freute mich dann umso mehr nach Hause zukommen, denn da war es wieder das Gefühl welches mir als kleiner Junge das Fliegen so nahe gebracht hatte und ich fuhr immer dann zu der selben Stelle wo mein Vater mit mir hinfuhr und blieb dort eine Weile stehen.
Als ich dann nach der Neueröffnung von Tempelhof wieder zum ersten Mal ins Flughafengebäude kam, da sah es so aus, als ob sich nichts verändert hat. Das imposante große und hohe Gebäude, die Schalter rechts und links, die Gepäckbänder in der Mitte, alles war so wie ich es von damals aus noch in Erinnerung hatte. Nur war es 20 Jahre später.
Mein letzter Flug nach Tempelhof war 1996.
Dieser Flug wurde dann sozusagen zu meinem persönlichen Highlight was Tempelhof betrifft.
Am Samstagmorgen des 17. Februars flog ich mit der Dash 8 ( D-BOBU ) von Hamburg Airlines um dort den Wagen von meinem verstorbenen Vater abzuholen.
Der Flug wurde von Hamburg aus über Tempelhof weiter, so glaube ich, nach Dresden geführt ( korrigiert mich bitte wenn das jetzt falsch ist ).
Es waren ganze 3 Passagiere an Bord.
Eine Frau mit ihrem Kind und ich hatten das ganze Flugzeug für uns alleine.
Da die Crew nicht allzu viel zu tun hatte, ging alles sehr locker an Bord zu.
Auch die Tür zum Cockpit war geöffnet und ich fragte ob ich einmal nach vorne durfte.
Nachdem die Stewardess Rücksprache gehalten hatte, signalisierte sie mir das o.k.
Ich ging also nach vorne und dort saßen ein Pilot und eine Copilotin. Nach kurzem Smalltalk kam dann eine Frage vom Piloten mit der ich nicht gerechnet hatte.
Er fragte mich ob ich nicht die Landung vorne mitmachen möchte und da sagte ich natürlich nicht „ nein “.
Der Anflug, mit der darauf folgenden sehr sanften Landung, verlief über Berlin-Steglitz und dann weiter nach Tempelhof.
Damals habe ich im Traum nicht daran gedacht, dass irgendwann der Tag kommt, an dem Temelphof einmal geschlossen wird.
Heute ist nun ein Tag der mich ziemlich traurig stimmt.



Traurig weil ich als geborener Berliner viele schöne Erinnerungen an den Flughafen Tempelhof habe, der heute nach 85 Jahren nun für immer geschlossen wird.
Der erste Verkehrsflughafen der Welt, der so Geschichtsträchtig ist, wie wohl kaum ein anderer, der auch soviel Bedeutung für Berlin und Deutschland hat verliert seine Betriebserlaubnis.
Ohne ihn verliert Berlin und auch ganz Deutschland ein großes Stück Geschichte.
Ich wäre gerne heut Abend in Berlin, doch leider ist es mir nicht möglich.
Leb Wohl TEMPELHOF
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