Auch, wenn ich die Idee mehr als interessant fand, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, dass mein Sohn und ich bald in Richtung Ukraine unterwegs sein werden. Schließlich gab es noch eine scheinbar unüberwindbare Hürde, der Endgegner aller Endgegner quasi: Meine Frau! Die Details hatte ich mit Sören (dem anderen Vater) bereits abgeklärt. Nachdem ich einen guten Moment abgewartet hatte und meiner Frau vorsichtig von meinem Vorhaben berichtete, sagte sie nach 10 Minuten Diskussion nur "na, dann lass uns später nochmal darüber reden". Damit hätte ich definitiv nicht gerechnet. Das reichte mir völlig als Legitimation, um noch am gleichen Abend einen günstigen Wizzair Flug zu buchen und damit die abschließende Diskussion zu verkürzen

Das komplette Routing sah dann wie folgt aus: FRA-IEV / KBP-MSQ / MSQ-OZH / OZH-IEV / IEV-OZH / OZH-OZH / OZH-IEV / KBP-AMS / AMS-HAM

Ein paar Monate später ging es also früh morgens mit dem ICE nach Frankfurt. Ich fahre so gut wie nie mit dem Zug, aber die Bahn hat alle Vorurteile meinerseits mit Bravour erfüllt. Erst gab es eine Verspätung wegen einer defekten Weiche und dann wegen einem defekten Scheibenwischer. Der Zug musste also umgedreht werden. Aber gut, so ein deutscher Nieselregen ist ja auch ein Wetterphänomen der krasseren Art. Ich habe sogar gehört, dass es der stärkste und schlimmste Nieselregen seit Jahrzehnten in Westeuropa gewesen sein soll.

Ein kurzer Disclaimer wie immer: Die Fotos wurden alle mit dem Handy gemacht und sind gänzlich unbearbeitet (außer Zuschneiden). Für mich liegt der Hauptaugenmerk immer auf dem Filmen!



Da wir natürlich im Non-Schengen Bereich abgeflogen sind, wuselte sich unser kleiner Airbus zwischen den vielen Widebodys durch.


Nach einem gut 2-stündigen ereignislosen Flug waren die Lichter von Kiev (oder in Landessprache Kyiv) zu sehen.

Neben uns parkte ein, bis dahin mir unbekanntes, Spielzeug eines Oligarchen!?


Nun also: Willkommen in Kyiv!

Nach einem gemütlichen Abendessen und einer kurzen Nacht ging es zum internationalen Flughafen Boryspil, denn es stand der erste Flug an. Mit Belavia sollte es nach Minsk gehen.


Sehr zu meinem Verdruss wurde eine B738 in neuer Lacke eingesetzt. Ich finde die alte Belavia Lacke einfach nur Sahne!


Während wir im Flugzeug saßen, gab es auf einmal einen heftigen Schneereegen.

Aber anstatt die Maschine zu enteisen, ging es direkt und ohne Umwege zum Takeoff. Wir waren ein bisschen irritiert.

Wie berechtigt unsere Zweifel waren, zeigte sich während des Reiseflugs. Die Tragflächen hatten nach kurzer Zeit einen dicken Eispanzer. Da sich uns ab dem dritten Tag ein weiterer Vater mit Sohn anschloß (früher konnte er nicht), der Berufspilot ist, haben wir ihm die Situation geschildert und die Bilder gezeigt. Für ihn war es klar: Er wäre ohne Enteisung wieder ausgestiegen. Zum Glück taute fast alles kurz vor der Landung wieder ab. Wäre es in Minsk kälter gewesen, wäre es für die Cockpit-Crew deutlich anspruchsvoller gewesen.

Sowas hätte ich mir gewünscht, gerne auch ne B735 oder B733. Aber man kann nicht alles haben.

Es ist Wahnsinn, was in Minsk so alles auf dem Flughafengelände abgestellt ist. Dort würde sich mal eine kleine Vorfeldtour lohnen



Dann war es soweit und der erste von fünf Motor Sich Flügen stand an.

Passend zu dieser Premiere gab es meine ungewöhnlichste Bordkarte ever!




Eigentlich wird auf dem Minsk-Zaporizhzhia Kurs meist die einzige AN-140 der Flotte eigesetzt. Diese war ist aber ein paar Tage vor unserem Trip in die Wartung gegangen. Ja, man muss auch mal Pech haben...













Die Crew war sehr nett und erlaubte uns noch eine kleine Fotosession im Cockpit.



Und hier nochmal die 47 Jahre alte UR-BXC in voller Pracht!

Der Flughafen von Zaporizhzhia wirkt, als wenn die Zeit dort seit 40 Jahren stehen geblieben ist

Wir verbrachten einige Zeit dort und dann ging es zurück nach Kyiv. Diesmal aber zum kleinen Inlandsflughafen Zhuliany. Zum Einsatz kam die UR-47297, die nochmals älter war! 49 Jahre hatte diese alte Dame schon hinter sich und ist damit genau 10 Jahre älter als ich


Leider wurde diese Maschine mal von innen modernisiert und sieht damit von innen fast wie jedes andere normale Verkehrsflugzeug aus, also mit normaler Platikverkleidung etc. Keine Ahnung, wo man die mal hergenommen hat

Am nächsten morgen ging es dann wieder nach Zhuliany. Uns stand ein ereignisreicher Tag bevor. Erst sollte es zurück nach Zaporizhzhia gehen.

Man beachte eine Straße, die in einem komplett maroden Zustand ist und das Anwesen rechts im Bild


Terminaleingang von Zhuliany

Zum Einsatz kam wieder eine alte Bekannte, die UR-BXC. Man beachte das Wetter. 2 Stunden später riss dann wie durch ein Wunder der Himmel innerhalb kürzester Zeit auf. Warum das so wichtig war, erfahrt Ihr weiter unten.

Angekommen in Zapo hatten wir noch ein bisschen Zeit. Da stehen echt tolle Geräte rum, leider ist nichts so richtig einsehbar. Und man hatte das Gefühl, dass unsere westeuropäische Reisegruppe, die ständig die Kameras am Anschlag hatte und auch noch Kinder dabei hatte, immer so ein bisschen für Aufsehen gesorgt hatte.



Nun traf auch das dritte Vater-Sohn-Gespann ein und es ging gemeinsam auf die andere Seite des Flughafens zum Sitz von Motor Sich in Zapo.


Hier wurde uns auch eröffnet, dass man den Rückflug von Zapo nach Kyiv mit der YAK-40 durchführen würde. Das Problem ist, dass die Buchungslage in der letzten Zeit extrem gut war und die AN-24 mit 48 Sitzen doppelt so viele hat wie die YAK-40 mit 24 Sitzen.

Was für ein wunderschönes Flugzeug



Wir hatten gehofft, dass wir noch eine kleine Vorfeldfahrt bekommen, dies war aber leider aus Sicherheitsgründen nicht möglich

Dafür ging es nach einer kurzen Sicherheitskontrolle zu einer MI-2. Denn wir haben uns alle zusammen dieses wunderschöne Fluggerät in der absolut falschesten Lackierung, die man auf dieses Fluggerät klatschen kann, gechartert. Der Deal war echt okay und so ging es dann zu einem 20 minütigen Rundflug über Zapo. Deswegen war es auch so wichtig, dass das Wetter mitspielt!




Nach diesem tollen Erlebnis ging es dann wieder Richtung Terminal
...denn unsere YAK stand bereit. Dies war für mich auch gleichzeitig der aufregenste Flug. Klasse, dass man extra für uns die YAK eingesetzt hat. Ich hätte damit nie gerechnet!

Mit ihren 40 Jahren ist sie deutlich jünger als die Annis. Unglaublich, aber die Kabine sah von innen so aus, als wenn das Flugzeug letztes Jahr ausgeliefert wurde. Es wurde wohl in der letzten Zeit viel modernisiert und das Flugzeug war so sauber, dass man fast vom Boden hätte essen können.





Während die anderen vier am vierten Tag noch einen Ausflug in die Stadt machten, machten mein Sohn und ich uns schon früh morgens auf den Weg nach Boryspil, um die Heimreise anzutreten. Leider wurde im letzten Moment die geplante B739 durch eine B738 bei Ukraine International ersetzt. Ein Grund, warum ich diese Verbindung gebucht hatte. Aber mit den Eindrücken der letzten Tage im Kopf, konnte ich das gut verknusen.


Über meinen Lieblingsflughafen AMS, ging es dann nach HAM

Vielen Dank an alle, die es bis hier geschafft haben. Die Videos werden heute noch unter diesem Beitrag verlinkt.