Kiev im Mai 2018 – Ein Reisebericht in drei Teilen (Teil 3)

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paraglider
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Kiev im Mai 2018 – Ein Reisebericht in drei Teilen (Teil 3)

Beitrag von paraglider »

Kiev im Mai 2018 – Ein Reisebericht in drei Teilen

Teil 3 – Aktive Flieger in Zhulyani (IEV)

Nein, ich habe ihn nicht vergessen, den dritten Teil der Berichterstattung meines kleinen Ausflugs in die Hauptstadt der Ukraine! Aber aufgrund des gar nicht mal so schlechten Sommers bei uns, gab es auch noch andere Dinge zu tun. Aber nun...

Ein dritter, wesentlicher Bestandteil der Reise war in Sachen Luftfahrt natürlich der eine oder andere Besuch des stadtnahen Flughafens Zhulyani (der sich je nach Sprache recht unterschiedlich buchstabiert und inzwischen so wie so auf den Namen „Igor Sikorsky Kyiv International Airport“ umgetauft wurde). In der gesamten Zeit meines Aufenthaltes war Ostwind ops, was mir zumindest die genauere Erkundung der Westwind-Spots ersparte (irgendwie logisch, oder?). Von längeren Fußmärschen befreite es mich jedoch auch nicht, was insbesondere am Folgetag meines Gewaltmarsches in Borispol angesichts der erlahmten Knochen und der inzwischen auf die Größe einer 5-DM Münze gewachsenen Blase am rechten Fuß etwas lästig war. Mein Etmal – oder sagen wir lieber meine Geschwindigkeit über Grund – war zumindest alles andere als rekordverdächtig...

Im Prinzip habe ich mich in Zhulyani auf zwei Fotopositionen beschränkt: Am späteren Nachmittag und Abend bot sich ein kleines Loch im Luftseitigen Tor des Museums an, ausrollende Maschinen von der Seite bzw. abrollende Maschinen schräg von vorne zu klicken. Richtig gut wird das Licht auf der Bahn allerdings erst so gegen 18.30 Uhr, was mit den Schließzeiten des Museums (um 19 Uhr wird der Ausgang verschlossen) eher nicht korrespondiert...

An einem Abend habe ich es riskiert, mich im Museum einschließen zu lassen. Motiviert hat mich dazu ein – wie sich später herausstellte – ukrainischer Spotter, der von einem kleinen Hügel hinten bei den Langstreckenbombern Frontalaufnahmen machte. Wenn der nicht geht, gehe ich auch nicht, dachte ich mir. Aber es ist gefährlich, wenn ich anfange zu denken... Jedenfalls wurde mir die Sache irgendwann mulmig, als ich unweit der TU-104 zwei Wachhunde ganz alleine patrouillieren sah. Zeitgleich hielt es wohl auch der Kollege für angebracht, den geordneten Rückzug anzutreten. Zu dumm, dass wenige Minuten später die beiden stets pünktlich landenden An-24 der Motor Sich wieder ungeknipst an meinem Standort vorbei rollen würden...
Auf dem Weg zum Ausgang des Museums trafen sich die Wege des Kollegen und mir und dummerweise auch die der Hunde. Wenn ich das richtig gesehen habe, bestanden die Vierbeiner zu je einem guten Teil aus Dobermann und Rottweiler. Schei..., das kann – zumindest von Seiten der Hunde – zu echten Missverständnissen führen! Fast schon erleichtert war ich, als ich einen schrillen Pfiff vernahm, der offenkundig von unterhalb der Tragfläche einer TU-134 kam. Und dann stürmte er auch schon herbei, der Nachtwächter...
Standpredigt konnte man das nennen was nun folgte. Aber da sie auf Russisch erfolgte, tat ich erst einmal so, als ob sie nicht mir gegolten hätte. Nachdem sich das verbale Donnerwetter etwas aufheiterte übersetzte mir mein Kollege (der übrigens aufgrund seiner Tätigkeit als ATC’ler ausgezeichnet Englisch sprach) dass das Tor nicht nur verschlossen sei, sondern der Nachtwächter auch keinen Schlüssel habe. Ich sah mich schon einen Bericht schreiben mit dem Titel „Nachts im Museum“...
Aber anstatt mir einen Schlafplatz auf einer Bank unter der grünen YAK-40 zu suchen und zum Abendessen noch die beiden Motor Sichs zu klicken, geleiteten uns der Nachtwächter und die beiden Hunde zu einem Nebengebäude, wo es offenkundig ein Telefon gab von dem man Hilfe von außen holte. Wenig später – die beiden AN12en waren gerade gelandet – gab es die nächste Ansprache auf Russisch. Der Tonfall klang nicht freundlich. Aber immerhin hatte der Wachmann jenseits des Zaunes die Schlüsselgewalt für eine Nebentür. Also keine Nacht im Museum. Und beim nächsten mal lieber pünktlich um 19 Uhr am Ausgang sein...

Pünktlich war ich bei meinem ersten Ausflug auf die Südseite des Platzes leider auch nicht. Noch in den Tagen vor meiner Anreise nach Kiev recherchierte ich auf Google-Maps anhand der Karte und des zu diesem Zeitpunkt noch aktuellen Sat-Bildes, dass mir wohl ein Fußmarsch vom Museum (letzter Ort der von Bussen angefahren wird) bis auf die Südseite mit riesigem Umweg bevorsteht. Zwar war eine geplante Trasse einer Umgehungsstrasse grob zu erkennen, aber auf den Streetview-Bildern war alles mit Mauern und Zäunen verrammelt. So ließ ich es locker angehen.
Höchst erfreut war ich, als ich an Ort und Stelle feststellen konnte, dass die Umgehungsstrasse zwar noch nicht offiziell freigegeben, aber immerhin schon befestigt und vor allem begehbar war. Das sparte enorm Zeit und wäre ich nur ein paar Minuten eher da gewesen, hätte ich die beiden besagten Motor Sich AN-24s auf ihren Morgenflügen erwischt...
Bei meinem zweiten Anlauf war ich schlauer! Und auf dem Sat-Bild der Googles ist jetzt auch die aktuelle Situation erkennbar.

Als Spot auf der Morgenseite wählte ich übrigens eine art Baustelle, auf der die Elemente einer alten Mauer aufgestapelt herumlagen und mir so eine erhöhte Position mit Blick auf die Bahn (für Landungen) erlaubten. Outbounds gingen von dort natürlich nur, wenn sie noch nicht zu hoch waren.

Nachahmern sei an dieser Stelle empfohlen, sich für die Wanderung quer durch die Einöde rechtzeitig einen robusten Wanderstab zu organisieren! Zwar rückten mir die dort in gänzlicher Freiheit lebenden Hunde nie dichter als 2-3 Meter auf die Pelle. Aber wer kann schon sicher sein, dass es da nicht auch mal Ausnahmen gibt...

Mein erstes aktive Flugzeug in Zhulyani war unsere alt bekannte ex OE-ICE, die jetzt das Reg 9H-ICE trägt...


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9H-ICE at Kiev - Zhulyany
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... dicht gefolgt von meinem Highlight Nr.1, einer AN-26:

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01 BLUE at Kiev - Zhulyany
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Doch bleiben wir zunächst einmal bei den Biz-Jets, die in Zhulyani ohnehin und an den Fußballtagen besonders zahlreich vertreten waren…


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YU-BTB at Kiev - Zhulyany
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XA-OVR at Kiev - Zhulyany
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XA-OVR at Kiev - Zhulyany
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T7-PRM at Kiev - Zhulyany
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T7-BRG at Kiev - Zhulyany
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SX-ATF war nicht nur in Borispol sondern auch in Zhulyani aktiv…

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SX-ATF at Kiev - Zhulyany
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Man hatte die freie Wahl: leicht verflimmert am Boden…

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SP-KPO at Kiev - Zhulyany
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… oder schon etwas hoch in der Luft (oder alternaiv gar nicht)…

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SP-KPO at Kiev - Zhulyany
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… ich entschied mich für alle drei Varianten. (Hä???)

Ziemlich mutig diese Farbgebung. Aber immerhin mal was anderes...

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P4-GMS at Kiev - Zhulyany
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Der Nachmittag ist für die Abendseite sichtlich zu früh...

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N121RS at Kiev - Zhulyany
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Ein Global in illustrer Gesellschaft…

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N627JW at Kiev - Zhulyany
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LY-VTA at Kiev - Zhulyany
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G-FLXS at Kiev - Zhulyany
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Besuch aus der Heimat…

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D-CASH at Kiev - Zhulyany
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Das Vorhängeschloss - hier rechts im Bild - schnappt pünktlich um Neunzehnhundert localtime zu! Dabei wird dann erst das Geflimmer erträglich und das Licht richtig gut...

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Kiev - Zhulyany
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9H-WFC at Kiev - Zhulyany
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9H-VGA at Kiev - Zhulyany
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9H-MAC at Kiev - Zhulyany
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Bei den normalen Passagierfliegern sind sicherlich Wizzair – in einigem Abstand gefolgt von Pegasus - die Platzhirsche...

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HA-LYX at Kiev - Zhulyany
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TC-CPU at Kiev - Zhulyany
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Das Restprogramm lässt in Sachen Quantität sicherlich kaum Stress aufkommen, aber dafür ist es bunt gewürfelt und bietet den einen oder anderen Kandidaten, der einem nicht ständig und überall vor die Linse flattert (außer wohl in Antalya).

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VP-BRV at Kiev - Zhulyany
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UR-CPB at Kiev - Zhulyany
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UR-COI at Kiev - Zhulyany
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Schade um die “Augenbrauen” über den Cockpitfenstern…

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UR-COI at Kiev - Zhulyany
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UR-COC at Kiev - Zhulyany
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UR-CGY at Kiev - Zhulyany
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Obwohl auch in Borispol häufiger Gast schlägt Belavia mehrmals täglich auf…

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EW-456PA at Kiev - Zhulyany
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EW-366PA at Kiev - Zhulyany
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EI-FVG at Kiev - Zhulyany
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A6-MAX at Kiev - Zhulyany
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Ende gut, alles gut! Nicht zuletzt durch eine gehörige Portion Selbstdisziplin hat es schließlich auch mit den beiden Motor Sich AN-24en noch geklappt. Echt beeindruckend, wie diese Veteranen mit eingezogenem Fahrwerk und schickem Sound im flachen Winkel ein einem vorbei ziehen...

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UR-BXC at Kiev - Zhulyany
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UR-47297 at Kiev - Zhulyany
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Fazit:

Zunächst möchte ich mich für die teilweise grausame Qualität der Bilder entschuldigen. Obwohl ich mich ganz sicher nicht zur „Erstmalhaben“-Fraktion zähle, gehe ich bei Auswärtsspielen doch mal ein paar Kompromisse mehr ein.
Was sich an Bildern auf meinen Speicherkarten angesammelt hat, hätte vielleicht mehr sein können. Vielleicht aber auch nicht. Wenn zum Beispiel die ganze Woche über der Himmel geweint hätte... Natürlich geht theoretisch immer mehr und selbstverständlich ist es schade, das eine oder andere Objekt nicht oder nicht optimal getroffen zu haben. Aber über das, was ich unter dem Strich an Bildern mit heim bringen konnte, freue ich mich durchaus.

Noch mehr aber freue ich mich darüber, dass ich einen Erstkontakt zu einem mir bis dahin völlig fremden Land knüpfen durfte. Die Menschen, denen ich dort begegnet bin, begegneten mir mit einer fast beschämenden Herzlichkeit obwohl ich mir vorab nicht einmal die Mühe machte, auch nur ein paar Worte ihrer Sprache zu erlernen (eigentlich ein echter Fauxpas). Letztlich versuchte man auch ohne eine gemeinsame sprachliche Verständigungsgrundlage – wann und wie auch immer es möglich war – mir behilflich zu sein.

Am Abflugtag hatte ich noch einen ganzen Stapel ukrainisches Geld übrig. Ok, ein Vermögen war das nicht, eher meine Stille Reserve - falls Hunger und Durst mich übermäßig piesacken würden... Der Rückwechselkurs in €uro hätte kaum Verlust bedeutet, aber als ich das Geld in den Händen hielt war mir klar: die verbliebenen Scheine sind ein weiteres gutes Argument, alsbald einmal wieder zu kommen!
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In Köln muss man sich sogar das Bier schön trinken!
Basti G.
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Re: Kiev im Mai 2018 – Ein Reisebericht in drei Teilen (Teil

Beitrag von Basti G. »

Danke für die drei tollen Berichte! Hatte viel Freude am Lesen und Gucken :D
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Timur
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Re: Kiev im Mai 2018 – Ein Reisebericht in drei Teilen (Teil

Beitrag von Timur »

Ein anderer User dieses Forums nennt sich "Mad". Beim lesen Deiner Berichte kam mir mindestens ein halbes Dutzend Mal in den Sinn, dass der gute Paraglider ebenfalls ein ganz kleines bisschen Madness in sich haben muss. Respekt. Das ist echt Hardcore-Spotting, dafür bin ich zu weich oder - um beim Thema zu bleiben - nicht verrückt genug. Besten Dank für die spannenden Erzählungen und die schönen Bilder von Flugzeugen, die ich vermutlich nie selbst sehen werde.
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Moonraker
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Re: Kiev im Mai 2018 – Ein Reisebericht in drei Teilen (Teil

Beitrag von Moonraker »

:top: :top: :D!
Gruß, Kay
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747SP
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Re: Kiev im Mai 2018 – Ein Reisebericht in drei Teilen (Teil

Beitrag von 747SP »

Na geht doch! :mrgreen: :top:
Im Sommer 2018 ist eine Menge in IEV passiert:
Vorfeld erweitert (Runway soll wohl noch), neue Airlines, neue Strecken, neue Flugzeuge und alte kommen wieder (MotorSich Yak40).
Nach Jahren des Abschwungs merkt man eine deutliche Erholung. Lohnt sich allemal!
Cheers!
c!iCmy[iP!C]
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vwmatze
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Re: Kiev im Mai 2018 – Ein Reisebericht in drei Teilen (Teil

Beitrag von vwmatze »

Toller Bericht Sven,
ich habe mir gerne deine Bilder angesehen und deinen Bericht ausführlich und interessiert verfolgt.
Danke
Gruß Mathias

Mehr Bilder gibt's auch in meinem flickr Fotostream......
https://www.flickr.com/photos/mathiasdueber/
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A345
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Re: Kiev im Mai 2018 – Ein Reisebericht in drei Teilen (Teil

Beitrag von A345 »

Von mir auch der Daumen! :top:
Danke für's Mitnehmen
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