ich glaube wir alle waren überglücklich, als wir erfuhren das die letzte Boeing 737-200 in Europa zurück am Himmel ist.
Nach einigen Fehlankündigungen (der Grund dafür war ein elektronisches Problem, welches erst behoben werden musste) für TXL, DUS und FRA donnert sie nun wirklich wieder durch den europäischen Luftraum.
Sie wurde im französischen Perpignan während des C-Checks auf Herz und Nieren getestet und komplett überholt.
Aber von welchem Flieger rede ich denn eigentlich?
Ich spreche von der YU-ANP, eine Boeing 737-2K3/Adv. welche im Juni 1987 als ln1401 an Aviogenex ausgeliefert wurde.
Dieses Donnerschweinchen, wie die alten Boeing 737-200s umgangssprachlich unter vielen Spottern genannt werden ist somit eines der allerletzten welche das Werk in Renton/Seattle verlassen haben.
Sie fliegt bis heute bei der serbischen Chartergesellschaft Aviogenex und war bereits auf weltweiten Chartereinsätzen in Afrika, Asien und Südamerika unterwegs.
Im Moment fliegt sie bis Ende Juli für die größte serbische Fluggesellschaft JAT Airways.
Soso, nun genug zur Geschichte der alten Dame.
Lange Rede, kurzer Sinn - nachdem ich bereits vor rund einem Jahr ´Donnerschweinchen´ bei Bahamasair geflogen bin, wollte ich natürlich auch die Chance nutzen die letzte verbleibende B732 in Europa zu fliegen.
Es ging also am Montag Nachmittag auf in Richtung Berlin Tegel.
Mein Ziel war der JAT Airways Schalter und so buchte ich nur rund vier Stunden vor Abflug meinen Flug in die serbische Hauptstadt Belgrad und zurück nach Berlin.
Die recht unfreundliche Dame am Ticketschalter war doch ein wenig erstaunt, als ich ihr sagte ich wolle am nächsten Morgen schon wieder zurück fliegen.
Auch wenn sie es überhaupt nicht verstehen wollte, was ich denn für nur rund zehn Stunden in Belgrad will buchte sie mich auf die gewünschten Flüge.
Juhu, ich werde wieder Altmetall fliegen!

Ich nutzte noch einige Minuten um von der Besucherterasse in TXL zu spotten, bevor ich mich zum Checkin begab.

Juhu!


Nicht zu überhören kam das Objekt der Begierde überpünktlich aus Belgrad an

Nun war es Zeit zum boarden


Nach einem sehr freundlichen Empfang und Gespräch mit der Pursette setzte ich mich zunächst auf meinen Sitzplatz 5F
Von hier hatte ich einen herrlichen Blick auf das schöne JT8D Triebwerk

Auf dem folgenden Bild sind wir bereits unterwegs zur runway 26L

Wie eine Rakete schoss die alte Dame in den Himmel, einfach herrlich!

Die Piloten müssen es wegen der strengen Lärmbedingungen sogar so machen

Nach dem Start drehten wir schon fast gen Norden ab, um den Berliner Bezirk Spandau zu umfliegen.
Ja richtig, auch das wegen Lärmbestimmungen.


Für Fotos eher ungeeignet, aber wir reden hier ja schließlich von Altmetall, waren die Fenster sehr zerkratzt.

So, Sitzplatzwechsel!

Ich durfte für den Rest des Fluges auf dem Jumpseat platznehmen.
Ich lasse die Bilder einfach mal für sich selbst sprechen!





Sofort kam ich mit den Piloten ins Gespräch und sie erzählten mir alles über den Flieger, der Geschichte Aviogenex´s, ihre Einsätze und und und
Der Captain, ein ehemaliger Jetpilot, erzählte mir von seinen Erlebnissen mit dieser B732 im Tschad und Kambodscha.
Die Stimmung war aber so gelockert, dass wir auch über andere Sachen sprachen. So erzählte mir der F/O zum Beispiel etwas über das Nightlife in Belgrad.

Achso - während dieser Gespräche bekam ich auch eine Zigarette angeboten.
Verdammt ja dachte ich mir - hier sitzen noch zwei waschechte Piloten mit Herz und Seele die Freude daran haben, wenn man sich für ihren Flieger und das drumherum interessiert.


Der Anflug wird vorbereitet


Gibt es einen schöneren Arbeitsplatz ... ?

Highspeed Approach


Nun erstrahle der Uhrenladen in voller Pracht


Runway 12 in sight!




HAPPY!

Es gab soviele interessante Gespräche während des Fluges, zuviele um hier alles zu erwähnen.
Aber mit den Jungs konnte man sich einfach perfekt unterhalten. Am Ende bedankten sie sich sogar noch bei mir, dass ich so ein großes Interesse an dem Flieger habe.
Aber ich habe zu danken, danke der Crew und AVIOGENEX für dieses Erlebnis !!!
Keine Sorge ... das ist nicht alles. Habt Geduld! Am Ende des Berichtes folgt noch eine Überraschung.

Nach diesem einzigartigen Flug nahm mich ein JAT Techniker in Empfang, und wir fuhren in ein nettes Lokal in der Nähe des Flughafens.
Auch mit ihm hatte ich tolle und sehr interessante Gespräche über die Fliegerei und auch der Geschichte seines Landes.
Nach etwa drei Stunden musste aber auch er Nachhause und brachte mich zurück zum Terminal.
Nun begann der schreckliche Teil dieses Trips. Aufgrund der Tatsache das ich nur grob zehn Stunden in Serbien hatte, habe ich auf eine Unterkunft verzichtet.
Und dachte ein, zwei Stunden kann man sicher im Terminal nickern. Aber falsch gedacht - ich bekam kein Auge zu auf den superbequemen Stühlen ohne Polster. *Ironiemodus*
Ich schlug mir also die Stunden der Wartezeit mit lesen, Bilder begutachten und gefühlten 100 Terminalrundgängen rum.
Sobald es am Morgen hell wurde führte ich meine Rundgänge vor dem Terminal fort


In fünf Gehminuten vom Terminal erreicht man ein riesiges Luftfahrtmuseum, welches natürlich Montag morgen um 5 Uhr geschlossen ist.

Nichts desto Trotz kann man einige Exponate im Vorgarten "problemlos" fotografieren.

Einige Sekunden nachdem ich dieses Bild gemacht habe, kam ein ... nunja ... sehr aggressiver Hund auf mich zu und stoppte zum Glück einige Meter vor mir, weil seine Kette keinen weiteren Auslauf ermöglichte.
Darum stand das -problemlos- im Satz zu dem Bild in Anführungsstriche.

Vielleicht doch nicht so üblich frühs um fünf in´s Museum zu gehen? ...
Wie auch immer, ich kümmerte mich schnell um meine Bilder und machte mich vom Acker.
Eine IL-14

Kamov

Das imposante Museumsgebäude.
Eine Seite wurde mit Werbung beklebt, nachdem sich viele Piloten im Anflug von den Reflektionen der Scheiben gestört fühlten.

Das Schmuckstück des Museums:
Diese 1963 gebaute Sud Aviation SE-210 Caravelle VI-N

Wie schon gesagt machte ich mich dann schnellstens wieder auf in Richtung Terminal.
Ich checkte für meinen Morgenflug zurück nach Berlin ein und begab mich durch die Sicherheitskontrolle.
Aus unerklärlichen Gründen hatte der Flug ca. 40min Verspätung.
Dann wurde geboarded - na hoffentlich geht jetzt nichts mehr schief. *Hust, Fortsetzung folgt*

Blick aus "meiner" Boeing 737-300 von JAT Airways

Pushback completed, ready for taxi!

Takeoff

Nach einigen Kurven fiel mir auf, dass wir nicht weiter steigen?!

Momente später kam denn auch schon die Durchsage aus dem Cockpit, dass man aufgrund von technischen Problemen zurück zum Airport fliegt.
Also gab es einen kleinen Rundflug dazu



Anflug über Belgrad

Und meine zweite Landung auf dem Nikola Tesla Flughafen

Zurück am Gate hieß es alle raus und warten.
Nach einer halben Stunde hatte man das Problem offenbar behoben, und wir konnten zurück an Bord um den Flug nach TXL fortzusetzen.
Auf der rechten Seite war mein Fenster ziemlich verschmutzt, nun also links!


Man beachte das Schweinchen ganz hinten am letzten Gate
Die YU-ANP hatte an diesem Tag Ruhepause.

Warten an der runway zwischen idyllischen Blumen und einer Saab 340 im Endanflug

Lineup rwy12, also diesmal die andere Richtung. Ich habe das Gefühl in BEG startet und landet man auch wie man es gern hätte.


Dieses Mal Start über Belgrad


Ingesamt ein sehr ruhiger Flug

Flughafen Wien

Zuckerwatte


Und schließlich wieder zurück in Berlin.
Hier im Anflug über zwei bekannte Anflugpositionen, dem Clou Parkdeck sowie dem Praktiker Parkdeck.

Nun mal etwas zum schmunzeln:
Diese Boeing 737-300 (YU-ANL) von JAT Airways hatte am 8. Dezember 1986 ihren Erstflug und ist somit ein halbes Jahr älter als die B732 von Aviogenex.



And ... last but not least ... mein kleiner, großer Zusatz.
18 Minuten bewegte Bilder vom B732 Flug.
Enthält: Start in Berlin, Inflight Aufnahmen aus dem Cockpit sowie die Landung in Belgrad aus dem Cockpit.
Viel Spaß!

Es kann auch in HD geguckt werden - einfach umschalten auf Youtube.
http://youtu.be/TYCiwTU7yeE
Dann bedanke ich mich recht herzlich für´s Anschauen!
