Luftfahrt "es krieselt" mal wieder

Allgemeine Themen rund um die Luftfahrt, z.B. Historisches, Zukunftsperspektiven, Spekulationen etc - nicht nur auf HAM & XFW bezogen

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matthiasairbus
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Luftfahrt "es krieselt" mal wieder

Beitrag von matthiasairbus »

Hallo liebes Forum,
Nun verdichten sich die Meldungen wonach die zivile Luftfahrt mal wieder in eine Kriese schlittert, diesmal aber könnte es dicker kommen.
So konnte ich in der vergangenen Tagen vieles lesen, hören und sehen was mit diesem Thema zu tun hat, sicher, nicht alles gibt das wahre Ausmaß objectiv wieder, aber etwas ist immer dran und einiges ist schon Realität, so diverse Streckenreduzierungen und Einstellungen von Verbindungen,
Flottenreduzierungen, verspätetet Abnahme von Fliegern und sogar Pleiten.
So gerät einiges aus den Fugen und ich bin mir sicher, das viel mehr davon erst noch kommt.
Da stellen sich bei mir Fragen, z.B. ist das neu angepriesene point to point System wirklich durchzusetzten oder ist nun das Hub System wieder der Favorit?
Sind damit große Flugzeuge nicht doch wirtschaftlicher zu betreiben als mittlere (747-A380 vs 787-350) ?
Was wird aus den vielen Billigairlines und den Airlines die alleine vor sich hinwirtschaften, wird ein Überleben nur noch in Alliancen möglich sein?

Wie sind Eure Ansichten / Meinungen zur aktuellen Entwicklung?
Danke für eure postings dazu!
Matthias
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jannemann
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Beitrag von jannemann »

Die Luftfahrt ist seismologisch empfindlich auf wirschatliche Grosswetterlagen und of Vorreiter globaler Trends, im Guten wie im Schlechten.

Die allgemeine Tendenz das Glas halb leer zu deuten kann ich mich aufgrund meiner Informationslage nun so gar nicht anschliessen.

Dass man Überkapazitäten der grossen Airlines - zB in den USA - abbauen musste war bereits seit Jahren klar, da dort auf vielen Routen die Erträge nicht die Kosten einspielten.

Die Finanzkrise und der galloppierende Ölpreis taten dann, was der Markt eh getan hätte.

So ein reinigendes Gewitter hat es in Abständen immer gegeben. Obs 1997 die Asienkrise war, oder 2002 die 9-11-Auswirkungen. Was war immer die Folge ? Der Luftverkehr hatte sich nach jedem "Dämpfer" wieder regeneriert und defizitäre Strukturen ausgesiebt.

Ich habe keine Erkenntnisse, dass es diesmal anders sein sollte.

Den klassischen Bereich Low-COst gibts ja so schon gar nicht mehr. Oftmals sind auf bestimmten Routen die alten Premiums billiger im Preis, als Ryanair & co.. Wer nach MUC fliegen möchte, findet bei LH nicht selten ein günstigeres Angebot als bei AB.

Sprich: auch die Low-Köstler müssen sehen, wo sie ihr Geld herbekommen, sprich, die Preise und Gebührenschrabe muss - bei steigenen Energiekosten - selbstverständlich nach oben gedreht werden.

Bis zu einem gewissen Grad macht das der Verbraucher ja auch mit, ob man nun 30 oder 70 Euro für eine Strecke ausgeben muss, ist doch für viele Passagiere ziemlich Wumpe.

Am Horizont werden bereits neue Triebwerke sereinreif, die bis zu 30 % sparsamer und COs-freundlicher sein sollen. Ein Trend, der sich dursetzen wird, so denke ich, weils KEINE Alternative dazu gibt.

Ergo : Die "Krise" betrifft in erster Lniie Airlines, die sich nicht gut genug aufgestellt haben,. Z.B. ist es doch grob fahrlässig, dass Manager von AB die Erlöskakulation an einen fixen Ölpreis gekoppelt haben, obwohl dieser ständig steigt. Solch unflexible Unternehmenskonzepte haben logischerweise keine Chance mehr...
Ob AB noch die Kurve kriegt?...warum nicht, das "Volk" möchte mobil sein, so wurden wir dank Ryanair + Easyjet zur länderübergreifenden Mobilität "erzogen"..und dass betrifft nicht nur Städtetouris mit begrneztem Bubget, sondern auch viele Geschäftsreisende.

Also ist eine Krise immer auch ein Anfang, klingt etwas pathetisch, ist aber so.

Hoch die halbvollen Gläser :D

es grüsst
J
matthiasairbus
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Beitrag von matthiasairbus »

Moin Janne,
Vielen Dank für deine sehr sachlichen Kommentare, auch wenn ich deinen Optimismus nicht 100%ig teilen kann, so sehe ich jetzt zumindest mehr Licht am Ende des Tunnles!
:top:
Matthias
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Timur
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Beitrag von Timur »

Natürlich steht die Branche gerade vor schweren Zeiten und es wird einige Konsolidierungen (sprich: Pleiten) geben. Bei einigen Gesellschaften wäre das eigentlich sogar an der Zeit, da sie seit Ewigkeiten defizitär sind. Vielleicht geht z.B. Alitalia endlich mal wirklich den Bach runter, nachdem sie täglich (!) Millionenverluste einfliegen (soll nicht heißen, dass ich denen die Pleite gönne!). Oder nehmen wir mal Austrian Airlines: In der ganzen Geschichte wurde praktisch immer Verlust eingeflogen. In der aktuellen Situation wird man sich natürlich noch stärker darauf konzentrieren, starke Investoren zu finden, die dort einsteigen. LH ist ja beispielsweise im Gespräch.

Neben den Airlines die Pleite gehen, wird es aber sicher auch Sieger geben. Vermutlich gehört LH dazu, da dort einfach große Reserven existieren und vernünftiger als bei einigen anderen (z.B. AB) vorgesorgt wurde. Aber auch Airlines wie Turkish haben ihre Gewinne in den letzten Jahren deutlich steigern können und dürften ganz gut da stehen.

Dennoch denke ich, dass das extrem hohe Wachstum der Luftfahrtbranche, das in den letzten Jahren gerne für die Zukunft vorhergesagt wurde, so nicht stattfinden wird. Jedenfalls nicht in Europa und Nordamerika. Wachstum wird es aber vor allem noch in Asien und sicher auch Südamerika geben. Und das sind riesige Märkte, bei denen die Flugzeughersteller noch einiges absätzen können.

Widerlegt mich, falsch ich die Lage falsch einschätze!
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Ronaldinho
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Beitrag von Ronaldinho »

Wie sieht es mit Emirates, Etihad, Qatar, Gulf usw. aus. Mal bewußt provokant gefragt, gehören sie als Airlines der größten ölfördernden Ländern automatisch zu den Gewinnern? Ist Emirates wirklich besser aufgestellt als die Lufthansa? Ich frage mich das schon seit Wochen.
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matthiasairbus
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Beitrag von matthiasairbus »

Ich möchte dieses Thema wieder aufgreifen, das vieles und nicht nur die Luftfahrt in der Kriese stecken dürfte mittlerweile jedem klar sein, nun kommt eine weitere Stufe dazu, Airlines beginnen Aufträge zu stornieren,
hier meine ich nicht bankrott gegangenen Airlines, vielmehr renomierte,
so habe ich gerade bei Aero de. gelesen, das CX alle Aufträge bei Boeing storniert! Ich weiss nicht welchen Umfang diese Stornierung hat, villeicht kann hier LEV (danke im Voraus) Abhilfe leisten.
Matthias

Gerade in einem anderem Forum gefunden:
Da wird auf eine Meldung einer bekannten Nachrichtenagentur Reu... bezug genommen, die Meldung über Stornierungen relativiert sich wohl eher in Verschiebungen, so ist das mit Meldungen....
Ich wollte das natürlich nicht vorenthalten,
Matthias
Zuletzt geändert von matthiasairbus am 28.11.2008 14:02:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Harlie
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Beitrag von Harlie »

Im Moment ist wohl eher die 'halb leer' Stimmung vorherrschend. Das bedeutet für Unternehmen, dass man die großen Projekte erstmal ganz vorsichtig behandelt, verzögert, abwartet, Verträge eher noch nicht abschließt, weil man die Entwicklung des kapitalmarktes abwarten will.

Niemand geht zurzeit hohe finanzielle Verpflichtungen ein oder schiebt große Projekte an.

Für den Luftverkehr bedeutet das: Die Airlines werden einen deutlichen Einbruch im Business-Bereich erleiden. Der ist offensichtlich aber bisher hoch profitabel gewesen, das wird sehr weh tun. Airlines, die stark vom Business-Geschäft abhängig sind (und welche sind das nicht), werden das merken.

Der Lowcost-Bereich, das wurde schon gesagt, stabilisiert sich bei allen Carriern gerade auf einem halbwegs kostendeckenden Niveau, obwohl auch da sicher Einbrüche zu verzeichen sind. Wie stark die tatsächlich ausfallen, wissen wir wohl erst nächsten Sommer.

Wenn ich eine Airline betreiben würde, dann würde ich im Moment auch erstmal sehen, das ich mit den vorhandenen Maschinen den Betrieb aufrecht erhalte, zur Not die eine oder andere Strecke einstelle oder mit geleastem Material betreibe und lieber möglichst wenig Personal freistelle, das mir in ein paar Monaten unter Umständen fehlt.

Flieger nachbestellen kann man dann immer noch, die kommen in gleichmäßiger Qualität aus der Halle. Gute Mitarbeiter, die einmal weg sind, bleiben weg. (Oder ich muss sie sehr teuer wieder einfangen)
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