Air-Berlin übernimmt Germania

Allgemeine Themen rund um die Luftfahrt, z.B. Historisches, Zukunftsperspektiven, Spekulationen etc - nicht nur auf HAM & XFW bezogen

Moderatoren: smitty, HAM-Moderatoren

Antworten
Benutzeravatar
MAD
Beiträge: 5970
Registriert: 08.11.2005 16:12:24
Lieblings-Spot: HKG_Kai_Tak
Wohnort: Hamburg - Fuhlsbüttel, mit Sicht auf 23 Landung sowie 05 und 15 Start
Kontaktdaten:

Air-Berlin übernimmt Germania

Beitrag von MAD »

Moin,

Chef von Germania tot, Air Berlin übernimmt

Er galt als eine der eigenwilligsten und talentiertesten Figuren in der deutschen Reisebranche: Der Inhaber der Charter-Airline Germania, Hinrich Bischoff, ist tot. Sein Unternehmen soll nun an Air Berlin angebunden werden.

Frankfurt am Main - Der 69-Jährige sei am Freitag in einer Klinik im Schwarzwald gestorben, teilte die bisher mit Germania konkurrierende Fluggesellschaft Air Berlin mit. Nach dem Willen Bischoffs solle Air-Berlin- Geschäftsführer Joachim Hunold den Fortbestand der Gruppe mit 577 Beschäftigten und 44 Flugzeugen sichern.

Noch auf dem Sterbebett habe Bischoff mit Hunold die Verträge geschlossen, hieß es. Dafür sei geplant, Germania in Kürze durch einen Managementvertrag an Air Berlin zu binden. Ein Air-Berlin-Sprecher sagte, Germania werde ähnlich wie die österreichische Niki an die Fluggesellschaft in angebunden.

Bischoff, der 69 Jahre alt wurde, hatte die Germania Fluggesellschaft mbH im Jahr 1986 gegründet. Erst vor eineinhalb Jahren hatten sich die ehemals erbitterten Konkurrenten Bischoff und Hunold angenähert. Air Berlin mietete damals drei Flugzeuge von Germania. Noch 1991 war Hunold dem Berliner bei der Übernahme von Air Berlin zuvor gekommen.

Eine Allianz zwischen Germania und dba (vorher Deutsche BA), in deren Rahmen Bischoff die Mehrheit an der dba vom fränkischen Unternehmer Rudolf Wöhrl übernehmen wollte, war im Sommer nach wenigen Wochen wieder zerbrochen.


Quelle Spiegel - http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,384676,00.html

Mal schauen was daraus nun wird,
Marco
In Hamburg sagt man Tschüss.

Bild
Benutzeravatar
Tobi
Beiträge: 481
Registriert: 08.11.2005 20:50:18
Wohnort: Hamburg-Fuhlsbüttel
Kontaktdaten:

Beitrag von Tobi »

Interessant, aber was wird aus dba? Haben die nicht alle F100 von Germania im Betrieb? Die bauen doch ihr Wachstum darauf auf, oder?

Es bleibt spannend, Air Berlin kann die Kisten sicherlich auch gut gebrauchen.

Germania war ja eh immer stärker im vermieten von Flieger statt betreiben, lt. JP haben die ja eine beträchtliche Flotte.
Benutzeravatar
Tobi
Beiträge: 481
Registriert: 08.11.2005 20:50:18
Wohnort: Hamburg-Fuhlsbüttel
Kontaktdaten:

Beitrag von Tobi »

...und das sagt Air Berlin dazu...

-------------------------------------------------------------------------------------
Fortbestand von Germania gesichert

12. November 2005
Air-Berlin-Chef Hunold erfüllt den letzten Wunsch von Dr. Hinrich Bischoff
Dr. Hinrich Bischoff, der Inhaber der Fluggesellschaft Germania, ist tot. Er starb am späten Freitagnachmittag im Alter von 69 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit in einer Klinik auf der Bühler Höhe im Schwarzwald. Eine Stunde zuvor hatten ihm noch sein Generalbevollmächtigter und langjähriger Freund, der Berliner Rechtsanwalt und Notar Jürgen Vogt, Germania-Geschäftsführerin Edda Gauch und Air-Berlin-Chef Joachim Hunold am Sterbebett Vollzug gemeldet: „Alles ist geregelt!“ Dr. Bischoff lächelte dankbar und drückte den Besuchern die Hand. Zuvor waren vertragliche Vereinbarungen zwischen Generalbevollmächtigten, Hinrich Bischoff und Joachim Hunold zur Weiterführung der Airline getroffen worden. Auf der Rückfahrt zum Baden-Badener Flughafen erreichte die drei Besucher dann telefonisch die Nachricht, dass Dr. Bischoff gestorben sei.

„Ich bin tief bewegt und stolz zugleich, dass mir Herr Dr. Bischoff so viel Vertrauen geschenkt hat. Für mich ist das die Verpflichtung, sein Lebenswerk fortzuführen“, erklärte ein sichtlich bewegter Joachim Hunold am Samstag vor Mitarbeitern seines Unternehmens. Der Vorgang dürfte von der Branche als Sensation aufgenommen werden. Denn Bischoff und Hunold galten über viele Jahre hinweg als intim verfeindet. Hunold hatte 1991 die bis dahin amerikanische Air Berlin übernommen und war damit Dr. Bischoff zuvorgekommen. Erst vor eineinhalb Jahren kam es unter dem Druck der ausländischen Billigflug-Konkurrenz zu einer Annäherung zwischen beiden. Air Berlin mietete drei Flugzeuge von Germania, Dr. Bischoff stellte im Gegenzug die Strecken nach Zürich und Wien ein, auf der sich Germania und Air Berlin einen erbitterten Preiskampf geliefert hatten.

Die Zusammenarbeit der beiden Selfmade-Männer funktionierte bald so gut, dass sich daraus sogar eine Freundschaft entwickelte. Als Hinrich Bischoff vor fünf Wochen ins Krankenhaus musste, bat er Hunold zu einem ersten Gespräch, in dem es um die Zukunft von Germania ging. Bereits im Sommer hatte Dr. Bischoff in einem viel beachteten Zeitungsinterview die Manager-Fähigkeiten von Joachim Hunold gelobt und dabei Größe gezeigt, indem er eigene Fehler eingestand. Der Erhalt der Unternehmensgruppe, die insgesamt 577 Mitarbeiter beschäftigt, war Dr. Bischoffs größte Sorge in den letzten Wochen seines Lebens.

Hinrich Bischoff war ein ebenso ungewöhnlicher Mensch wie genialer Unternehmer. Er wurde am 19. März 1936 in Bad Soden-Allendorf geboren, studierte in Berlin und Tübingen Rechtswissenschaften. 1965, im Alter von 29 Jahren, wurde er bereits im Versicherungskonzern Gerling Abteilungsleiter mit Prokura. Von 1968 bis 1972 gehörte er zum Beraterstab des Vorstandsvorsitzenden der „Werft AG Weser“, der damals größten Schiffbaugesellschaft in Deutschland. 1973 wurde er Mitbegründer und Geschäftsführer der Hapag-Lloyd Fluggesellschaft mbH, die sich bald zur zweitgrößten deutschen Charterfluggesellschaft entwickeln sollte.

Nachdem ihm die Beteiligung an der von ihm aufgebauten Fluggesellschaft verweigert worden war, machte sich der damals 40-Jährige selbstständig, erwarb 1978 die marode Fluggesellschaft SAT für eine symbolische D-Mark, bewahrte sie vor dem Konkurs und sanierte sie innerhalb von drei Jahren. 1986 gründete Dr. Bischoff die Germania Fluggesellschaft mbH und stieg damit ins operative Fluggeschäft ein. Zur Unternehmensgruppe gehören heute 44 Flugzeuge.

Trotz seines großen geschäftlichen Erfolges und seines Vermögens, um das sich viele Legenden ranken, trat Dr. Hinrich Bischoff stets bescheiden auf. Nur selten sah man ihn mit Anzug und Krawatte. Selbst zu „vornehmen“ Anlässen erschien er im Polohemd. Daten und Fakten über seine Unternehmen hatte er stets im Kopf, unvermeidbare Papiere in einer Aktentasche, die eher an das Outfit eines ländlichen Tierarztes als an das eines erfolgreichen Unternehmers erinnerte. Privat kümmerte sich Bischoff auf seine Weise um den „Aufbau Ost“: Vom Land Brandenburg übernahm er das Gestüt Görlsdorf und richtete es wunderschön her. Für die Sanierung eines Hotels auf Usedom bekam er sogar einen Preis. Er kümmerte sich um in Not geratene Leistungssportler aus der früheren DDR und stellte bei Germania ehemalige Interflug-Piloten ein. Bischoff spielte regelmäßig und passioniert Skat und wurde zu einem in der internationalen Kunstszene anerkannten Sammler alter flämischer Meister. Die Werke sind überwiegend in Museen zu sehen, u. a. in der Neuen Berliner Gemäldegalerie, zu deren Mäzenen Bischoff gehörte.

Dr. Hinrich Bischoff hinterlässt Frau und zwei erwachsene Kinder. Der von Bischoff persönlich beauftragte Joachim Hunold will Germania in Kürze durch einen Managementvertrag an Air Berlin binden.

-------------------------------------------------------------------------------------
Quelle: airberlin.com
Antworten