Mein Ziel war Bornholm. Lange Sandstrände, Steilküste, Flohmärkte an der Straße, skandinavische Freundlichkeit. Fischfrikadellen, blauer Himmel und bunte Häuser. Der mentale Kontrast hätte nicht größer ausfallen können. Dennoch kam mir eine Pause von meiner Bachelorarbeit ganz recht. Während meine Heimleitung ihren Sommerurlaub auf der Insel verbrachte, kam ich nur für die letzten Tage eingeflogen, um dem Geburtstag meiner Mutter beiwohnen zu können.
Frühmorgens hatte ich die Nordheide verlassen, damit mir etwaige Zugausfälle oder Verspätungen auf dem Weg nach Fuhlsbüttel nichts anhaben konnten. Bald saß ich zwischen einem Rentnerehepaar, die mit ihrem Enkel verreisen wollten und einem Lufthansa-Kapitän, der sein Brötchen reklamierte, da dort wider Erwarten doch Mayonnaise drauf geschmiert war. The daily struggle. Wenig später hatte ich die Sicherheitskontrollen passiert und wartete im Erdgeschoss des Terminals auf meinen SAS-Flug nach Kopenhagen. Nachdem es kurz nach meiner Buchung einen Flugzeugwechsel gab, musste ich nun mit einer ATR 72-600 Vorlieb nehmen. Die OY-JZD fliegt seit Dezember 2013 und dementsprechend neu und modern war die Kabine. Ich war positiv überrascht. Da leider keine Plätze im vorderen Teil der Maschine reservierbar waren, musste ich hinter der Tragfläche sitzen. Das hat bei den Schulterdeckern natürlich den Nachteil, dass der heiße Abgasstrahl der Triebwerke das Fotografieren sehr erschwert.
Zur Dokumentation habe ich dennoch ein paar Bilder gemacht. Etwa von Rødbyhavn, wo die Fähren von Fehmarn anlegen.

Rødby Havn by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr
Auch mit der kleinen ATR verging der Flug in Windeseile und so befand ich mich schon bald im Anflug auf Kopenhagen.

Approaching Copenhagen by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr
Ungewöhnlich steil empfand ich beim De-Boarding die Treppe der ATR.

SAS - AT72 - OY-JZ% by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr
Um die günstigen Jugendtickets zu bekommen, musste ich die Legs HAM-CPH und CPH-RNN einzeln bei SAS bzw. Danish Air Transport buchen. Dementsprechend musste ich mein Gepäck selbst für den weiteren Flug einchecken. Aber eines muss man den Skandinaviern lassen. So teuer auch sonst alles ist, Fliegen kann man dank der Jugendtickets wirklich preiswert. Da muss man auch in Kauf nehmen, dass die Warteschlangen beim Baggage-Drop und an der Sicherheitskontrolle etwas länger sind.
Hier gehts zu meinem Ausflug in den 12-Anflug.
Beim Boarding für DAT550 nach Bornholm schienen viele Bornholmer dabei zu sein, die für einen Tag zum Shoppen nach Kopenhagen gekommen sind. Dennoch blieben mir tumultartige Szenen aufgrund der freien Platzwahl erspart. Nach einem kurzen Spaziergang übers Vorfeld, ging ich an Bord der OY-LHB. Die ATR72-200 war schon ein wenig in die Jahre gekommen. Als ob man darüber hinwegtäuschen wollte, dass die Kabine sich langsam von innen auflöste, begrüßte der Flugbegleiter alle Passagiere aufs Herzlichste. Als er meine Kamera sah gab er mir gleich den Tipp, auf der linken Seite Platz zu nehmen. So hatte ich mir das auch gedacht und fand in Reihe zwei ein gutes Fenster vor dem Propeller. Erschöpft und zufrieden fiel ich in den ausgeleierten Sitz, während mein Knie die lose Kunststoffverkleidung der Kabine gegen den Rumpf drückte.
Leider wurde ich dann wenig später vom Flugbegleiter nach hinten gesetzt, damit vorne auf meinem Platz die Begleitperson eines Rollstuhlfahrers sitzen konnte. Den hatte man nämlich über den Frachtraum vorne in die Maschine geladen. Und was soll ich sagen? Ich hatte ein zerkratztes und vergilbtes Fenster hinter dem Triebwerk. Aber es nützt ja nix...

Boarding DAT's ATR 72-200 by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr
Die ATR konnte sich schließlich noch vor einen A340 drängeln und so hob die Maschine mit 20 Minuten Verspätung ab. Kurz zuvor drang Treibstoffgeruch in die Kabine. Beim Start vibrierte die Wand und ich hatte kurzzeitig den Eindruck, dass jemand ein Fenster offen gelassen hätte. Was für eine Klapperkiste!
Nach dem Start kam schließlich die riesige Öresundbrücke in Sicht, die dann auf halber Strecke zwischen Schweden und Dänemark in einen Tunnel mündet. Danach überflog ich Malmö und Südschweden, während es sogar noch einen kurzen Tee- und Kaffeeservice gab. Kaum waren die Trolleys wieder verstaut, ging es in den Sinkflug. Plötzlich tauchte Bornholm im schönsten Abendlicht auf. Ein großartiger Anblick, insbesondere als die Stadt Rønne mit ihrem Fährhafen in Sicht kam.

Rønne/Bornholm by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Approaching Rønne Airport by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr
Nach dem Ausstieg war ich kurz irritiert, wohin ich den gehen sollte. Aufsichtspersonal gab es ebenso wenig wie Banden, die den Weg zum Ausgang wiesen. Erfahrenere Fluggäste gingen derweil schräg aufs Terminal zu und richtig, dort war eine Tür wo klein "Ankomst" stand.

Deboarding by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr
Dahinter warteten schon zahlreiche Abholer, wie auch meine Eltern. Das irritierte mich dann mittelschwer, weil ich ja mein Gepäck noch gar nicht hatte. Aber ein Gepäckband gibt es dort auch nicht. Stattdessen werden die Anhänger mit den Koffern in einen Vorraum gefahren, wo man sich dann seinen Krempel selbst suchen kann. Ich fand es großartig und so herrlich unkompliziert. So ein richtiger Provinzflughafen hat schon seinen ganz eigenen Charme.

Velkommen til Bornholms Lufthavn by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr
In den folgenden Tagen bekam ich die vorab besuchten und für sehenswert befundenen Stellen der Insel zu sehen. Während im Süden die Küste von langen Sandstränden gesäumt wird, gibt es im Norden eine schroffe Steilküste. Das weckte natürlich auch den Wanderer in mir, sodass wir von Gudhjem aus ein Stück mit einem Boot fuhren, um auf dem Küstenwanderweg zurück zu laufen.

Gudhjem by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Gudhjem by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Thor by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Kyststi by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Kyststi by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Kyststi by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Gudhjem by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Gudhjem by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr
In vielen Ortschaften sah man die schmalen, langen Schornsteine der Fischräuchereien. Teilweise schlossen sich Restaurants an, wo Fischbuffets mit (Kartoffel-)Salat angeboten wurden. Oder wie der Experte sagt: Essen bis zum Pansenriss. Aber man will sich ja auch einen Überblick über die lokale Fischproduktion verschaffen, die Makrelen, Heringe und Lachs in verschiedenen Variationen umfasste...

Gudhjem by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Gudhjem by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr
Ganz ähnlich wie Norwegen, verbreitet auch Bornholm einen "Heile-Welt-Charakter". Dort haben viele Leute kleine Flohmarktstände in ihren Gärten aufgebaut oder verkaufen selbstgemachte Marmelade.

Gudhjem by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Gudhjem by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Gudhjem by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Gudhjem by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Not Gudhjem by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr
Der Dannebrog darf natürlich auch nicht fehlen. Auch wenn die Dänen ihre Flagge nicht ganz so eifrig hissen, wie die Norweger. Übrigens hat Bornholm noch eine eigene Flagge, die der Norwegischen bis auf das blaue Kreuz gleicht. Das hat man auf Bornholm grün gefärbt.

Dannebrog by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr
Unser Vermieter hatte uns ein massives Fernglas mit Stativ ins Wohnzimmer gestellt. Damit konnte man nicht nur die Schiffe beobachten, die auf der Ostsee fuhren, sondern auch die gegenüberliegende Küste Schwedens erkennen. Zugleich bot sich abends vom Haus aus immer ein spektakulärer Blick auf die Sonnenuntergänge.

Binoculars by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Moon by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Coastline by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Søren's Køkken by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Coastline by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Svaneke by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Svaneke by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr
Die Ortschaft Svaneke ist ebenfalls für ihre Beschaulichkeit bekannt. Das gute Wetter lockte viele Besucher in die Cafés. Doch auch abseits der Hauptstraßen hielten bunte Häuser und blühende Gärten diese Idylle aufrecht.

Svaneke by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Svaneke by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr


Coastline by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Svaneke by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr
Am Hafen von unserem Ferienort Vang hatten sich einige Segler versammelt. Viele Einheimische gingen hier spazieren und machten zum Sonnenuntergang ein Picknick am Wasser mit Wein und Käse.

Vang by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Vang by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr

Sunset by Kingsley Shacklebolt, auf Flickr
Meine vier Tage auf der Insel gingen schnell vorbei, sodass ich mich schneller als gedacht an Bord der Autofähre von Rønne nach Rügen wiederfand. In der Enge und der stickigen Luft im Fahrgastraum, umgeben von kleinen Kindern, die schon morgens um acht fröhlich fangen spielten, wünschte ich mich zurück in meine klapprige ATR von DAT. Ein paar Tage später saß ich wieder an meinem Bremer Schreibtisch. Die afghanischen Warlords hatten sich zurückgezogen. Stattdessen übernahmen unübersichtliche Allianzen von afrikanischen Warlords das Zepter. Mit der Idylle war es schlagartig wieder vorbei.
Den ganzen Unsinn gibts natürlich auch wieder auf amluhfivegolf.de zu lesen.

Viele Grüße
Sören